Silber und Bronze in der Dressur – Werth holt mit Weihegold zehnte Medaille

Zweite mit dem Drittpferd

Nach Team-Gold gab es für die Dressur-Damen im Einzel erneut Edelmetall. Am weitesten vorne war Isabell Werth. Bronze ging an Kristina Bröring-Sprehe.

16.08.2016

Von DPA

War erst dieses Jahr auf Weihegold umgestiegen: Isabell Werth. Foto: dpa

War erst dieses Jahr auf Weihegold umgestiegen: Isabell Werth. Foto: dpa

Rio de Janeiro. Die Tränen kullerten, als Isabell Werth aufs Podium stieg. Für das zweite Gold in Rio hatte es zwar nicht gereicht, aber sie nahm gestern ihr Silber im Dressur-Einzel mit einem strahlenden Lächeln und zugleich feuchten Augen entgegen. „Es war viel Schweiß“, sagte die 47-Jährige aus Rheinberg später vergnügt, und fügte hinzu: „Aber auch Tränen.“

Werth bekam für ihre mit Höchstschwierigkeiten gespickte Darbietung 89,071 Prozentpunkte, Dujardin lag mit 93,857 als Einzige über der 90-Prozent-Marke. „Als ich Charlottes Wertung gesehen habe, wusste ich, dass es kein weiteres Weltwunder für mich geben wird“, sagte Werth: „Ich hatte zwei kleine Fehler drin, aber ohne die hätte es auch nicht gereicht.“

Die beiden sonst so beherrschten Amazonen ließen ihren Tränen nach der Kür freien Lauf: Dujardin, weil es wohl das letzte große Hurra ihres Wunderpferdes Valegro war. Werth, weil sie eine kleine Stute ohne großes Gangbild innerhalb weniger Monate zu einem Versprechen für die olympische Zukunft geformt hat. Bronze für Kristina Bröring-Sprehe und ihren Desperados rundete das stimmige Bild ab.

Nach dem Team-Olympiasieg am Freitag hat Werth damit nun zehn olympische Medaillen auf ihrem Konto, sechs davon aus Gold, vier aus Silber. „Ich denke aber nicht über irgendwelche Rekorde nach, nur über meinen Ritt“, sagte Werth und ließ durchblicken, dass sie auch in Tokio auf Medaillenjagd gehen wird: „Ich habe jedenfalls nicht vor, zurückzutreten, und wenn ich weitermache, dann natürlich nur auf Topniveau.“

Tränenüberströmt nahm Dujardin in den Interviews Abschied von ihrem Valegro. Das Pferd wird aller Voraussicht nach in Rente gehen, schon in Rio war klar, dass er die Genialität seiner frühen Jahre nur noch mit viel Mühe und Anstrengung ein letztes Mal erreicht hat. „Es deutet vieles darauf hin, dass wir ihn aus dem großen Sport zurücknehmen“, sagte Dujardin, und schon wieder stockte ihre Stimme: „Er ist das Pferd meines Lebens.“ Dujardin wird nun aber erstmal ihren Verlobten Dean heiraten: „Er hat mich schon vor London gefragt, und im nächsten Jahr werden wird es tatsächlich tun.“

Isabell Werths Weihegold hat im Gegensatz zu Valegro die Zukunft noch vor sich. Erneut war Werth mit der nachtschwarzen Stute als Letzte ins Viereck gegangen, und Weihegold tanzte so wunderschön, wie sie es schon im Special getan hatte. Dass es am Ende nicht zu Gold reichte, war kein Drama, Werth hatte ein noch längst nicht fertiges und erst elfjähriges Pferd wieder einmal in die Medaillenränge geführt – wie schon so oft in ihrer einzigartigen Karriere.

Bröring-Sprehe war als erste Reiterin der letzten Gruppe in den finalen Tanz um Gold gestartet, und der wunderschöne Desperados tanzte, als hätte es den nicht ganz zufriedenstellenden Special am Freitag nie gegeben. Es war keine Unsicherheit zu erkennen, 87,142 Prozentpunkte waren der Lohn für eine fantastische Darbietung. „Desperados ist müde nach diesen langen Tagen“, sagte Bröring-Sprehe, die dennoch zufrieden mit ihrem vierbeinigen Partner war: „Er hat für mich noch einmal alles getan, aber ich habe gemerkt, dass es wirklich sehr dicht für ihn war heute. Das Ergebnis ist deshalb für uns aller Ehren wert, ich bin damit sehr zufrieden.“

Dorothee Schneider und ihr Showtime, nach der überragenden Performance im Special fast so etwas wie die Geheimfavoriten, zeigten in der Kür Nerven. Die sicher geglaubte Medaille war mit 82,946 Prozentpunkten außer Reichweite. Nur Platz sechs: Eine herbe Enttäuschung für Schneider nach einem für sie bislang überragenden Jahr. Dennoch haben die deutschen Reiter die Zielvereinbarung mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) von drei bis fünf Medaillen schon vor den Wettkämpfen der Springreiter erfüllt, weil es zuvor Gold für Michael Jung und Silber für das Vielseitigkeits-Team gegeben hatte.

Freute sich über Bonze: Kristina Bröring-Sprehe. Foto: Getty

Freute sich über Bonze: Kristina Bröring-Sprehe. Foto: Getty