Bodelshausen

Zwei Straußen kamen wegen Tiefflieger um

Auf dem „Albkamele“-Hof bei Bodelshausen kamen wegen eines Tieffliegers zwei Strauße um. Sie verletzten sich in Panik und mussten eingeschläfert werden.

20.12.2018

Von Amancay Kappeller

Bei dieser Aufnahme aus dem Herbst 2017 ging es allen Straußen auf der Albkamele-Farm bei Bodelshausen noch gut. Die Bilder nach der Panik-Reaktion wegen eines tieffliegenden Hubschraubers sind nicht sehr schön, deshalb drucken wir sie hier nicht ab. Archivbild: Klaus Franke

Bei dieser Aufnahme aus dem Herbst 2017 ging es allen Straußen auf der Albkamele-Farm bei Bodelshausen noch gut. Die Bilder nach der Panik-Reaktion wegen eines tieffliegenden Hubschraubers sind nicht sehr schön, deshalb drucken wir sie hier nicht ab. Archivbild: Klaus Franke

Auch Tage nach dem Vorfall weiß Hofbetreiber Rolf Müller noch nicht, was das für ein Hubschrauber war, der seine Strauße letzte Woche um die Mittagszeit derart erschreckt hat. Das Knattern löste einen Fluchtreflex aus, sie rannten los und knallten gegen das Gehege. Zwei der Laufvögel überlebten den Zusammenstoß mit dem Zaun nicht. Ein Tierarzt musste sie wenige Tage später einschläfern.

Dabei hat Müller alle Hebel in Bewegung gesetzt, um Licht ins Helikopter-Dunkel zu bringen. Mit dem Luftfahrt-Bundesamt nahm er Kontakt auf und zuletzt mit der Flugsicherung des Towers Stuttgart. Diese hatte zur fraglichen Zeit am fraglichen Ort keine Flugbewegungen auf dem Radar. Nach Auskunft des Landeskommandos Baden-Württemberg der Bundeswehr gab es zu dem Zeitpunkt im Bereich der Tierfarm keine angemeldeten Übungen der Bundeswehr oder befreundeter Streitkräfte.

„Auch außerhalb von Übungen war keiner der fliegenden Verbände aus Baden-Württemberg im genannten Raum unterwegs“, heißt es in einer Mitteilung von Oberstleutnant Markus Kirchenbauer, Leiter der Informationsarbeit und Sprecher der Bundeswehr in Baden-Württemberg.

Gleichzeitig wurde Müller aber darüber informiert, auf welche Art er Schadensersatzansprüche bei der Bundeswehr geltend machen kann. „Das ist ein Widerspruch“, sagt Müller, der den Hubschrauber, der seine Tiere aufgescheucht hat, selber zu Gesicht bekam. Der Helikopter, der der braungrünen Farbe nach aussah wie ein Hubschrauber vom Militär, habe direkt über dem Gehege ein Manöver geflogen – in 30 bis 50 Metern Höhe, schätzt Müller. Das sei „ein richtiges Donnern“ gewesen.

Ein ziviler Hubschrauber dürfe gar nicht so tief fliegen. Der Form nach sah der Helikopter aus wie das Modell „BO 105“, ein älterer Hubschraubertyp, sagt der Tierhofbetreiber.

Über die Homepage und über Facebook sucht Rolf Müller seit dem 11. Dezember Zeugen für den Vorfall, um dem Verantwortlichen auf die Spur zu kommen. Eine Handvoll Personen aus der direkten Umgebung hat sich gemeldet. Alle wollen einen oder sogar zwei Hubschrauber im Tiefflug über dem Tiererlebnishof gesehen haben.

Müller schmerzt nicht nur der Verlust der Tiere, die er von klein auf hatte. „Uns ist ein immenser Schaden entstanden.“ Auf rund 10000 Euro schätzt er diesen. Einer der beiden Strauße, die starben, war Müllers dreijähriger Zuchthahn. 150 Kilogramm brachte der Vogel auf die Waage, drei Meter war er groß. Als das Tier gegen den Zaun prallte, zog es sich Verletzungen an der Speiseröhre zu, die nicht mehr heilen konnten. Wenn er keinen entsprechenden Ersatz für den Hahn findet, kann es mit der Zucht erst einmal nicht weitergehen.

Bei dem zweiten Vogel, der umkam, handelte es sich um einen einjährigen Jungstrauß mit 30 Kilogramm Gewicht, der für die Schlachtung bestimmt war. Auch andere der rund zehn Jungvögel, die Müller derzeit besitzt, rannten wegen des ohrenbetäubenden Lärms gegen die Wand, wurden aber nicht so schwer verletzt. Nicht auszudenken wäre gewesen, wenn sich ein Mensch im Gehege befunden hätte, als die Vögel in Panik gerieten. „Das wäre lebensgefährlich“, sagt Müller. Weil Kamele keine Fluchttiere sind, blieben sie trotz des Krachs cool.

Rolf Müller hat mittlerweile bei der Hechinger Polizei Anzeige gegen Unbekannt erstattet und einen Anwalt eingeschaltet. Er hofft, dass sich so aufklären lässt, wer am 11. Dezember so dicht über die Tierfarm geflogen ist - und weshalb der Pilot nicht auf die wohl auch aus der Luft gut sichtbaren Tiere Rücksicht genommen hat. Normalen Fluglärm, sagt Müller, sind nämlich auch seine Strauße gewöhnt.

Bis nächsten Juni dürfen die „Albkamele“ noch auf dem Hof in Hechingen bleiben: Dann muss Müller für seine Tiere eine neue Bleibe finden, denn der Vertrag wurde nicht verlängert.

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Erstellt:
20.12.2018, 16:02 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 51sec
zuletzt aktualisiert: 20.12.2018, 16:02 Uhr

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