Nach Ergenzinger Feuerwehr-Streit: Tobias Baur gewählt

Zwei Drittel der Ergenzinger Abteilung wählten Tobias Baur / 13 Gegenstimmen, zwei Enthaltungen

13 Ergenzinger Feuerwehrleute stimmten am Samstag gegen den neuen Kommandanten, zwei enthielten sich.

20.03.2017

Von Andreas Straub

Der neue Kommandant Tobias Baur, sein erster Stellvertreter Bernd Buchele, der zweite Stellvertreter Dominik Weiß sowie der bisherige Kommandant Frank Baur (von links nach rechts). Bild: Straub

Der neue Kommandant Tobias Baur, sein erster Stellvertreter Bernd Buchele, der zweite Stellvertreter Dominik Weiß sowie der bisherige Kommandant Frank Baur (von links nach rechts). Bild: Straub

Bei den Einsätzen der Ergenzinger Wehr klappt es. Nur zwischenmenschlich gibt es Probleme. In den letzten Wochen traten die Risse in der Mannschaft verstärkt zutage und die Streitigkeiten – für Außenstehende in den Details bisweilen schwer nachvollziehbar – wurden öffentlich ausgetragen (wir berichteten). Um den internen Brand zu löschen, gab es im Vorfeld der Jahreshauptversammlung viele Telefonate und persönliche Gespräche.

Zur Versammlung am Samstagabend rückte mit Oberbürgermeister Stephan Neher, Finanzbürgermeister Hendrik Bednarz, Ordnungsamtsleiter Markus Braun, Ergenzingens Ortsvorsteher Reinhold Baur und Stadtbrandmeister Peter Eisele die komplette Befehlskette an. Von der Abteilung waren alle 47 Aktiven gekommen, sogar Thomas Weiß, der derzeit beruflich in den USA tätig ist. Er hatte den Streit zuletzt mit E-Mails aus dem sonnigen Kalifornien und Anschuldigungen gegen den langjährigen, in Feuerwehrkreisen hoch geschätzten Stadtbrandmeister Roland Kürner angeheizt.

Das Aufhören fiel ihm schwer

Der bisherige Ergenzinger Kommandant und Berufsfeuerwehrmann Frank Baur stellte sich nicht mehr zur Wahl. Dass es ihm schwer fiel, war ihm anzusehen. Die Abteilung hatte sich im Vorfeld auf Tobias Baur als Nachfolger verständigt. Der 32-jährige Industriemeister ist Sohn des früheren Kommandanten und Ortschaftsrats Adelbert Baur, er wurde mit 32 Ja-Stimmen gewählt. 13 stimmten gegen ihn, zwei enthielten sich. „Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis“, sagte Tobias Baur, der seit 18 Jahren bei der Feuerwehr ist und seit zwölf Jahren im Ausschuss. Er leitete zudem zwölf Jahre lang die Jugendabteilung.

Zum ersten Stellvertreter wählten die Ergenzinger Feuerwehrleute Bernd Buchele (33 Ja-, zwölf Nein-Stimmen, zwei Enthaltungen). Zweiter Stellvertreter wurde der bisherige Jugendleiter Dominik Weiß mit klarem Votum: 38 Ja-, sechs Nein-Stimmen, drei Enthaltungen. Der bisherige Kommandant Frank Baur zeigte sich nach der Versammlung fair, schüttelte seinem Nachfolger die Hand und sagte: „Ich wünsche der neuen Führung gutes Gelingen.“ Zuvor hatte er seinen Jahresbericht 2016 vorgetragen (siehe nächste Seite).

Oberbürgermeister Stephan Neher sagte in seinem Grußwort, die Versammlung sei mit Spannung erwartet worden. Er finde es nicht erbaulich, Neues aus der Zeitung zu erfahren. „Das ist kein guter Umgang“, kritisierte er. Es seien Namen genannt, Geschichten verbreitet und Interna weitergegeben worden. Falsch sei die Behauptung, die Stadtverwaltung habe mit der Vergabe der Ergenzinger Klärwärter-Stelle an Tobias Baur „etwas vermischt: Wir wollen das bestmögliche Personal für die Stadt“, sagte Neher. Wenn jemand bei der Feuerwehr arbeite, sei das weder ein Vor- noch ein Nachteil, gleichwohl ein „willkommener Nebeneffekt“. Private Unternehmen sähen das oft anders. Neher geriet etwas in Rage angesichts von „Ratschlägen aus den USA“, die die Diskussion weiter eskaliert und vorangetrieben hätten. „Das ist eine Sauerei und eine Frechheit“, sagte er mit Blick auf Thomas Weiß.

Wenn Feuerwehrleute im Dorf nach dem Motto „Was seid ihr für ein Haufen?“ angesprochen würden, könne das nicht gut sein. Dabei seien die Einsätze fachmännisch durchgeführt worden. Neher forderte die Männer auf, intern zu diskutieren, sich zu einigen und nach außen zusammen zu den Entscheidungen zu stehen. Von den bisherigen öffentlichen Schlammschlachten werde dennoch etwas hängen bleiben, nach dem Motto: „Da war mal was.“ Ein gutes Verhältnis zur Führung sei wichtig. Deshalb bot Neher an, in schwierigen Fragen einen Moderator bereit zu stellen. Er gab unter dem Applaus der Feuerwehrleute die Devise aus: „Wir brauchen Geschlossenheit.“

Dem schloss sich Ortsvorsteher Reinhold Baur an. In mehreren Aussprachen habe er festgestellt, dass intern zu wenig offen diskutiert werde. „Es gibt keine Verbote, etwas zu sagen“, betonte Baur. Im Alltag seien die Einsätze trotz Reibereien gut verlaufen. Baur erinnerte auch daran, dass die Feuerwehr beim Nachwuchs in Konkurrenz zu anderen Vereinen stehe. Die Frauenquote – derzeit null Prozent – müsse erhöht werden, meinte der Ortsvorsteher.

Guten Ruf ruiniert

Stadtbrandmeister Peter Eisele erklärte, die Feuerwehr genieße im Allgemeinen ein hohes Ansehen in der Bevölkerung. Das „Kindergarten-Niveau“ in Ergenzingen habe den guten Ruf allerdings ruiniert. Man habe sich Hohn und Spott ausgesetzt. „Wir müssen aufhören mit Schuldzuweisungen und Anfeindungen“, sagte Eisele. Es gelte, Kameradschaft und Füreinander wieder in den Vordergrund zu rücken. Der bisherige Kommandant Frank Baur habe „sachlich und engagiert“ gearbeitet. Die Truppe solle künftig konstruktiv und vertrauensvoll zusammenarbeiten. Denn immerhin retteten die Ehrenamtler mit ihrem Einsatz Hab und Gut und Leben.

Auch Peter Fellmeth, Kommandant der Ergenzinger Alterswehr, nahm in seinem Bericht zu dem Konflikt Stellung: Man hätte sich früher aussprechen müssen, meinte er. Er verwies auf einen Versuch des bisherigen Kommandanten Frank Baur im Juni 2016, bei dem beide Stellvertreter gefehlt hätten und die Alterswehr stärker vertreten gewesen sei als die Aktiven. „Die Alterswehr hat keine Probleme“, sagte Fellmeth – zustimmendes Nicken bei der gesamten Zuhörerschaft. Er hielt den Aktiven vor: „Schade, dass so wenige teilgenommen haben.“ Fellmeth forderte sie auf, ihre Schwierigkeiten zu klären. „Ich wünsche mir eine intakte Feuerwehr – so, wie es früher war“, sagte Fellmeth und erinnerte seine aktiven Kameraden an den Leitsatz: „Einer für alle, alle für einen“.