Schöne Aussichten nicht für alle

Zur Eröffnung gab’s auch Kritik am neuen Aussichtssturm bei Herrenberg

Der Schönbuchturm auf dem Stellberg in Herrenberg ist eröffnet. In einer Feierstunde gaben am Samstagmittag der Böblinger Landrat Roland Bernhard, der Herrenberger Oberbürgermeister Thomas Sprißler, der Vorsitzende des Verbands Region Stuttgart Thomas Bopp und der Werkleiter des Mercedes Benz Werks Sindelfingen Michael Bauer das rund 35 Meter hohe Bauwerk mit seinen drei Aussichtsplattformen frei.

12.06.2018

Von uha

Bild: Landratsamt Böblingen

Bild: Landratsamt Böblingen

Gleich am ersten Wochenende erklommen rund 3000 Besucherinnen und Besucher die insgesamt 174 Stufen und genossen den Ausblick über die Wipfel des Schönbuchs. Die Baukosten lagen bei rund 1,46 Millionen Euro: kommunale Mittel, Fördergeld, Firmensponsering und Spenden.

Doch was als neues Wahrzeichen und touristischer Anziehungspunkt gedacht ist, sorgte noch vor der Eröffnung für Ärger. Denn der Turm ist alles andere als barrierefrei, wie der Rollstuhlfahrer und Tübinger Stadtrat der Linken Gotthilf Lorch in öffentlichen Briefen an die Verantwortlichen monierte. Die vom gemeinnützigen Förderverein Aussichtsturm im Naturpark Schönbuch errichtete Holz-Stahl-Konstruktion verstoße damit gegen die UN-Menschenrechts-Charta und die Landesbauordnung.

Die Antwort des Böblinger Landrats und Fördervereinsvorsitzenden Bernhard ist lapidar: der finanzielle Mehraufwand für die Barrierefreiheit sei zu hoch gewesen. Daher gab es eine Ausnahmegenehmigung. Für Lorch ist das „enttäuschend und empörend“. Ein Projekt, das mehr als 15 Prozent der Bevölkerung ausschließe, ist in den Augen des Fahrers eines Elektro-Rollstuhls schlicht „eine absolute Geldverschwendung“.