Benefiz

Zupfen für Subukia

Der Talheimer Verein „Strom für Subukia“ hatte am Samstag „Herrn Stumpfes Zieh und Zupfkapelle“ für einen großen Benefizabend in der vollen Quenstedt-Aula zu Gast.

22.01.2018

Von Jürgen Jonas

„Heut nemme ond morga net glei!“ verkündet „Herr Stumpfes Zieh & Zupf-Kapelle“ programmatisch – doch nach Mössingen in die Quenstedtaula kamen die Musiker dann doch. Bild: Franke

„Heut nemme ond morga net glei!“ verkündet „Herr Stumpfes Zieh & Zupf-Kapelle“ programmatisch – doch nach Mössingen in die Quenstedtaula kamen die Musiker dann doch. Bild: Franke

Der Saal summte und brummte erwartungsvoll: Lange vor Beginn des Abends waren am Samstag die Stuhlreihen in der Aula des Mössinger Quenstedt-Gymnasiums voll besetzt. Die vier Herren von „Herrn Stumpfes Zieh und Zupfkapelle“ haben Fans auf der ganzen Welt und so natürlich auch an der Steinlach. Sie sind fester Bestandteil des Programms der Mäulesmühle, bei „Hannes und der Bürgermeister“ und anderen Sendungen des SWR-Fernsehens aktiv. Als die „Strom-für-Subukia“-Engagierte Ellenore Steinhilber schon vor längerer Zeit anfragte, ob die Kapelle einmal käme, sollen sie voller Begeisterung gerufen haben: „Mössingen? Naja, warum eigentlich nicht?“

Der „Verein zur Unterstützung der Krankenstation in Subukia/Kenia“ hatte sie nun hergeholt und damit weit über 400 Zuschauer gelockt. Steinhilber zeigte sich stolz, denn das bringt was für den guten Zweck.

Das Quartett kommt am Samstag alsbald mit allerlei Instrumenten auf die Bühne, von der Zieh- bis zur Mundharmonika, von der Tuba bis zum Kontrabass. Dazu gibt es Klavier, Posaune, Trompete, Gitarren aller Art. Horn, Mandoline, Schlagzeug. Noch obendrauf die Stimmen von Manfred „Manne“ Arold, Michael „Flex“ Flechsler, Marcel „Selle“ Hafner und Benny Banano. Alle singen, schwätzen, bruddeln und präsentieren sich in Bestform. „Wenn’s do hanna klappt, no klappt’s überall!“ sagten sie sich – und es klappte.

Die Stumpfes singen und spielen nämlich, laut Eigenwerbung, schöne Lieder „ond koin Humpesoich“, was immer das ist. Sie sinnieren über die Bedeutung des Satzes „Heut nemme ond morge net gloi!“ Man müsse ja nicht verdammten Tag bis zum Umfallen. „I lass mi net hetze!“

Man erzählt in einem Lied genüsslich blöde Witze, man räkelt sich auf der Bühne, weil: „Heut will i net“. Man bleibt oifach liege, ganz fachgerecht. Freut sich diebisch, bis man feststellt, dass sowieso Feiertag ist. Geht als Vetter zur Hochzeit vom Bäsle, wo der Brautvater ein ellenlanges Reimgedicht eigener Produktion deklamiert, 20 elend lange Strophen. Dann erzählen sie, wie sie Mitglied im kleinen Männergesangverein von Upfingen wurden. Das ist ein e.V. (älle fünf).

Sie tragen schauerlichschön ein Kunstlied über die Liebe vor. Das am Schluss bilanziert: „Jede küsst so gut wie Du!“ Ein Instrumentalstück für fünf Schlagzeuger, die sie gar nicht haben, bringt die Hörer zum Mitklatschen. Auch die Erlebnisse eines Insektenschutzgitter-Installateurmeisters auf Mückenjagd kommen gut an. Ebenso wie das Lied in der Stadt, der meint, „er wär’s.“ Oder der erste Besuch allein auf dem Cannstatter Wasen, Damenbekanntschaft inbegriffen. Ausschnitte aus dem Alltagsleben, das die Zuhörer so ähnlich schon erlebt haben. Wie das verhasste Geräteturnen in der Schule. Mit Kasten-Kollisionen, Felgaufschwung und Schambeinzertrümmerungsschwung.

Überall, wo die Stumpferten hinkommen, haben sie ein Heimspiel, wenn man nur Schwäbisch schwätzt. Sie harmonieren prima zusammen. Alles musikalisch gut verpackt und pointentreffsicher dargebracht. Für Reingeschmeckte allerdings keine ganz leichte Hörkost.

Doch wenn sie den Saal ins Moulin Rouge verwandeln, zeigen sie mit Nebelmaschine (Gauloise) und einem abstrusen Chanson, dass sie auch Französisch perfekt beherrschen. Und so weiter. Bis zu den Zugaben.

450 Gäste freuten sich ob der Spielfreude. Mehr als ein Dutzend Helfer aus dem Umkreis des Vereins versorgte sie vorher, in der Pause und hernach mit Getränken, belegten Brötchen und Butterbrezeln. Sowie Informationen über jene Region in Kenia, der die Hilfe aus Mössingen zugute kommt. Der Subukia-Verein existiert seit 2009. Er unterstützt Franziskanerpater, die dort eine Missionsstation unterhalten. „Pater Miro hat gerade wieder Bilder geschickt“, sagte Steinhilber. Das Waisenhaus bekommt derzeit einen weiteren Wohnblock für Kinder von Eltern, die sich kein Schulgeld leisten können. Die Nachfrage nach Plätzen ist groß.

Die Pater setzen sich aktuell für gute Wasserleitungen ein, damit Menschen nicht mehr verschmutztes Flusswasser zum Kochen und Waschen nehmen müssen. Ansonsten gehe derzeit alles seinen gang, in diesem Jahr werde niemand aus dem Verein nach Subukia fliegen. In Mössingen werden sich die Subukianer in diesem Jahr am Openair-Kino beteiligen. Nächstes Jahre gibt es dann weitere Aktivitäten, etwa den Talheim-Wandertag. „Wir freuen uns weiter über Solidarität mit den Menschen von Subukia“, sagt Steinhilber.

Was macht „Strom für Subukia“?

Der Ort Subukia liegt, mit 20 000 Einwohnern, im so genannten Rift-Valley, 200 Kilometer nordwestlich der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Dort gibt es, betrieben von Franziskaner-Patern, eine Krankenstation, einen Kindergarten, ein Waisenhaus und eine Schule, die der Verein unterstützt. Spenden an den Mössinger Verein landen nach Angaben der Aktiven zu hundert Prozent vor Ort in Subukia. Konto: Verein zur Unterstützung der Krankenstation in Subukia/Kenia e.V.; VR-Bank eG Steinlach-Wiesaz-Härten; IBAN: DE 82 6406 1854 0008 1180 00;BIC: GENODES1STW. Kontakt: Rolf und Ellenore Steinhilber, Mörikestraße 4, Mössingen, Telefon 07473/8623.

Zum Artikel

Erstellt:
22.01.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 22sec
zuletzt aktualisiert: 22.01.2018, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.

Push aufs Handy

Die wichtigsten Nachrichten direkt aufs Smartphone: Installieren Sie die Tagblatt-App für iOS oder für Android und erhalten Sie Push-Meldungen über die wichtigsten Ereignisse und interessantesten Themen aus der Region Tübingen.

Newsletter


In Ihrem Benutzerprofil können Sie Ihre abonnierten Newsletter verwalten. Dazu müssen Sie jedoch registriert und angemeldet sein. Für alle Tagblatt-Newsletter können Sie sich aber bei tagblatt.de/newsletter auch ohne Registrierung anmelden.
Das Tagblatt in den Sozialen Netzen
    
Faceboook      Instagram      Twitter      Facebook Sport
Newsletter Recht und Unrecht
Sie interessieren sich für Berichte aus den Gerichten, für die Arbeit der Ermittler und dafür, was erlaubt und was verboten ist? Dann abonnieren Sie gratis unseren Newsletter Recht und Unrecht!