Berlin · Nachruf

Zum Tod von Hans Peter Schütz

Der ehemalige TAGBLATT- und Südwest-Presse-Mitarbeiter starb im Alter von 81 Jahren.

19.05.2021

Von GUNTHER HARTWIG, BETTINA WIESELMANN

Mit 81 Jahren gestorben: Hans Peter Schütz. Foto: privat

Mit 81 Jahren gestorben: Hans Peter Schütz. Foto: privat

Auf den Bühnen des politischen Staatstheaters in Bonn und Berlin war Hans Peter Schütz bekannt wie ein bunter Hund. Aus der Stadt am Rhein berichtete er zunächst als Korrespondent der „Südwest Presse“ und „Stuttgarter Nachrichten“, später als Reporter und Büroleiter des Wochenmagazins „Stern“. 1999 zog es ihn zusammen mit dem übrigen Tross an die Spree. Auf allen seinen journalistischen Stationen zeichneten ihn Neugier, Wissensdurst und Hartnäckigkeit aus.

Für Gesprächspartner war er selten bequem, mit „Gewäsch“ ließ sich der Schnauzbart mit Biss nicht abspeisen. Schütz wurde geschätzt und gefürchtet, er hatte neben einem raubauzigen Charme ein großes Herz für seinen Beruf und die Politik. Auf ihn war Verlass: Er teilte bereitwillig seine Informationen mit den Jüngeren, und er hatte nicht zuletzt ein Gespür für die Abwege, auf die Regierende oder Parteien geraten konnten, wenn es um Macht und um Geld ging, etwa in den Spendenskandalen von Flick bis Kohl.

Der in Donaueschingen geborene Schwabe aus Leidenschaft war ein streitbarer Geist, ein unabhängiger Kopf, ein südwestdeutscher Liberaler gewiss, aber keiner, der sich irgendeiner Parteiräson unterworfen hätte. Beinahe Schicksalhaftes verband Schütz mit Wolfgang Schäuble, den er seit Mitte der 1970er Jahre auf dessen Weg nach oben begleitete. Am 12. Oktober 1990 war der Journalist Augenzeuge jenes Attentats im badischen Oppenau, das der damalige „Kronprinz Kohls“ nur knapp überlebte. Unzählige Male danach trafen sich die beiden Bekannten zu hintergründigen Gesprächen.

Volontiert hatte Schütz nach seinem Soziologiestudium an der Freien Universität Berlin beim „Schwäbischen Tagblatt“ in Tübingen. Aus der Politikredaktion der Ulmer „Südwest Presse“ wechselte er dann 1974 für 14 Jahre als Leiter in das dortige Bonner Büro. Schnell, zupackend, meinungsfreudig – Schütz respektierten Politiker aller Parteien, auch wenn sie sich oft genug an ihm rieben. Kommunikation, Kontakte waren sein Metier. „hps“ nutzte nicht zuletzt den Tennisplatz, wo nicht nur Matchbälle für den sportiven, vor allem aber immer informationshungrigen Vollblutjournalisten abfielen. Und wenn keine Journalisten zugelassen waren, fand er trotzdem einen Weg. Wie beim Treffen der aufgebrachten CSU-Parteitagsdelegierten im Juli 1983, die Franz Josef Strauß die Einfädelung des Milliardenkredits für die DDR verübelten – Schütz notierte die wütenden Wortmeldungen in der letzten Stuhlreihe halbliegend.

1992 kehrte Schütz als Stellvertreter von Chefredakteur Ulrich Wildermuth noch einmal zur „Südwest Presse“ zurück. Nach vier Jahren stand fest, dass er doch mehr Einzelkämpfer als Teamplayer war. Der „Stern“ bekam ihn zurück als Politik-Ressortleiter in Hamburg und später als Autor im Berliner Büro.

Nun ist Hans Peter Schütz mit 81 Jahren nach schwerer Krankheit in seinem Haus bei Berlin gestorben. Er hinterlässt seine Frau Susanne und drei Kinder.