Rottenburg

Zuhörstrategie

16.07.2019

Von Klaus G. Weber, Michaela Wiese

Mit Entsetzen registrierten wir die intellektuelle Naivität der ,Wissenschaftler‘ und Lehrenden der Pädagogik, die als Veranstalter der Diskussion keine Mühe hatten, mehrfach Terre des Femmes eines „antimuslimischen Rassismus“ zu bezichtigen. Der Begriff ist in sich unsinnig. Zuallerletzt sind die Unterstützer der Petition „Den Kopf frei haben“ islamfeindlich. Umgekehrt spannen sich die Veranstalter vor den Karren eines reaktionären politischen Islam, dem es gelingt, über von der türkischen DITIP, den grauen Wölfen, Katar und Saudi-Arabien finanzierte Moscheegemeinden das öffentliche Bild des Islam einseitig zu verformen. Neben Frau Fellous offensivem Kopftuch-Rollenmodell hätte die Moderatorin leicht das Selbstverständnis von Frau Schröer und Frau Kartal als kopftuchfreie Muslima abfragen können. Frau Kartal benennt die Ehrenmorde, Zwangsheirat und den emotionalen Druck auf Mädchen, die ein Phänomen des „Kopftuchislam“, nicht aber des Islam an sich sind. Ja, der muslimische Glaube kann für Mädchen eine Ressource sein, wenn er gepaart ist mit der Kenntnis ihrer Rechte und dem Respekt ihrer Familie vor diesen Rechten.

In ihrer Arbeit müssen Frau Kartal und ihre Kolleg(inn)en vor allem Haltung zeigen. Diese lassen Herr Foitzik und Frau Prof. Stauber vermissen. Sie verraten mit ihrer kulturrelativistischen ,Zuhörstrategie‘ ihre Kollegen in den Schulen, die praktische Unterstützung brauchen in der Auseinandersetzung mit reaktionärem Sexismus, der sich auf den Islam beruft.