Kopfsache
Zottelig in der zweiten Welle
Trotz seit Wochen geschlossener Friseursalons top frisiert? So meistern Politiker, Promis und Sportler die haarige Zeit.
Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) verglich erst kürzlich auf der Plattform Instagram ihre Frisur mit der ihres Hundes. Und wie schafft es die Kanzlerin, dass die Frisur sitzt? Angela Merkel habe für Make-up und Frisur die Leistungen einer Assistentin in Anspruch genommen, heißt es vom Regierungssprecher.
Fußballer stehen vor der Herausforderung, sowohl mit gut geschnittenen Bällen als auch mit perfekt gestyltem Haupthaar zu glänzen. Blickt man sich auf den Plätzen um, ist den meisten Spielern nicht anzusehen, dass die Friseurläden dicht sind. Sie rasen auch im Lockdown mit ausgefeiltem Haarschnitt über den Rasen. Der Scheitel sitzt, und der Undercut ist raspelkurz. So wie am vergangenen Wochenende beim Freiburger Jonathan Schmid beim 2:1-Coup gegen Dortmund.
Fragt man die Vereine nach dem Haardesigner ihrer Kicker, fallen die Antworten, so sie denn kommen, schmallippig aus. Der SC Freiburg will etwa „keine Auskünfte zur Körperpflege seiner Arbeitnehmer machen“ und verweist auf deren Persönlichkeitsrechte. Fein raus ist jedenfalls SC-Profi Enzo Grifo. Seine Frau ist gelernte Friseurin.
In anderen Sportarten scheint das Thema Frisuren nicht ganz so ausgeprägt zu sein „Für uns im Team ist es eigentlich kein großes Problem“, sagt Christoph Philipps vom Basketball-Bundesligisten Ratiopharm Ulm „Ich bin eher der Typ Wachsenlassen und werde nichts machen. Uns Basketballprofis geht es auch nicht anders als allen in Deutschland: Da muss jeder durch.“
Der Berliner Starfriseur Dennis Creuzberg, zu dessen Kunden Charlize Theron, Sebastian Vettel und Jens Spahn gehören, unterscheidet zwischen Politikern und Prominenten: „Gewisse Politiker haben nicht nur eine Vorbildfunktion, sondern repräsentieren unser Land“, sagt Creuzberg unserer Zeitung. Wir verlangen 100 Prozent von ihnen. Jeder weiß, dass auch die Arbeit darunter leiden kann, wenn man sich in seiner Haut nicht wohlfühlt. Ich würde Politikern Friseurgang gestatten, um auch diese 100 Prozent geben zu können. Dagegen sehe ich Stars und vor allem Sportler nicht in dieser Kategorie und finde das Verbot richtig.“
Anders als nach der ersten Welle seien seine Kunden noch etwas verhaltener bezüglich Terminanfragen. „In diesem Lockdown ist es ungewiss, wie lange er andauern wird, deshalb warten die Kunden, ab wann wir wieder geöffnet haben.“ Bis dahin rät Creuzberg „auf jeden Fall die Haarspitzen gut mit einem reichhaltigen Öl pflegen, um Spliss zu vermeiden“. Ansonsten solle man abwarten und den Profi alles machen lassen. Nicht umsonst ist das Friseur-Handwerk ein mehrjähriger Ausbildungsberuf.