Hockey

Zoff nach offenem Brief

Vier Ex-Bundestrainer haben sich für eine neue Führungsstruktur im DHB ausgesprochen. Die harsche Kritik kommt im Verband gar nicht gut an.

20.02.2019

Von XX

Aktueller Bundestrainer der Hockey-Männer: Stefan Kermas, 39, aus Berlin. Foto: Getty

Aktueller Bundestrainer der Hockey-Männer: Stefan Kermas, 39, aus Berlin. Foto: Getty

Der sportliche Glanz droht zu verblassen, der Streit um die Zukunft ist voll entbrannt: Der Deutsche Hockey-Bund steht im Jahr vor den Olympischen Spielen in Tokio vor einer Zerreißprobe. Die prominente Forderung einer Neuausrichtung des DHB sorgt für reichlich Wirbel. Es brodelt gewaltig beim sonst so zuverlässigen Medaillenlieferanten.

„Ich hätte mir eine andere Art der Kritik gewünscht, einen deutlich konstruktiveren Dialog. Die Art und Weise zeugt von fehlender Wertschätzung. Das ist bedauerlich“, sagte DHB-Präsident Wolfgang Hillmann gestern. In dem offenen Brief von vier ehemaligen Bundestrainern seien „einige grundfalsche Dinge behauptet“ worden.

Peter Lemmen, Jamilon Mülders, Bernhard Peters und Markus Weise hatten sich zuvor für eine neue Führungsstruktur im Verband ausgesprochen. Nach Meinung der früheren DHB-Coaches werden „komplexe Probleme“ momentan „auf die Schultern zu weniger Mitstreiter abgeladen“, schrieben sie in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Angetrieben werden die Fachleute in ihrer Kritik unter anderem durch ihre Sorge um die Konkurrenzfähigkeit der Nationalteams als Aushängeschilder. Bei den Weltmeisterschaften 2018 hatte es für Frauen und Männer jeweils nur zu Platz fünf gereicht, bei den Europameisterschaften 2017 wurden sie jeweils Vierter, bei den Olympischen Spielen 2016 beide Dritter.

Präsident tritt wieder an

„Wir stehen im Verband zweifelsohne vor großen Herausforderungen“, sagte Hillmann, der den DHB seit 2015 als Präsident führt, und rief zu einem neuen Miteinander auf. Er habe „weiterhin ein ausschließliches Interesse an Lösungen. Nun bedarf es aber der Bereitschaft von allen Seiten, Kompromisse zu finden. Die Türen werden von meiner Seite nie zugeschlagen. Auch in diesem Fall nicht tun.“ Zudem bekräftigte er, sich beim DHB-Bundestag am 25. Mai in Grünstadt zur Wiederwahl zu stellen. „Wir haben unsere Arbeit noch nicht abgeschlossen und sind mit unseren Projekten noch nicht fertig“, sagte der Verbandschef: „Deswegen werde ich mich für zwei weitere Jahre zur Verfügung stellen. Ich stehe in Kontakt zu allen Landesverbänden, und ich sehe eine breite Unterstützung für unseren eingeschlagenen Weg. Es gibt keinen Vorsitzenden, der mich nicht unterstützt.“

Lemmen, Mülders, Peters und Weise plädieren hingegen für eine „weitgehende Neuausrichtung des Verbandes, seines Präsidiums und des Vorstandes“. Innerhalb des Präsidiums seien klare Aufteilungen der Ressorts notwendig, kein Mitglied dürfe künftig mehr als eines führen. Auf Vorstandsebene sei es unumgänglich, den Nationalteams und auch der Bundesliga jeweils einen stimmberechtigten Sitz zu verschaffen. So müsse die Liga unter anderem mit Blick auf die Spielplangestaltung und die Planung von hochkarätigen Veranstaltungen Gehör finden. Hillmann sprach in diesem Zusammenhang von „grundfalschen Behauptungen. Die Bundesliga hat ihre Stimme im Vorstand durch unseren Sportdirektor und im Präsidium durch unsere Vizepräsidentin Sport. Die Athleten sind durch die beiden Athletensprecher im Präsidium vertreten.“

Die vier Ex-Bundestrainer nannten beispielhaft für die problematische Aufgabenhäufung Remo Laschet. Der für Finanzen und Recht zuständige Vizepräsident hatte im Sommer die Aufgaben des früheren Marketing-Direktors Jan Fischer kommissarisch übernommen. Zudem führten auf Vorstandsebene „zu viele Aufgaben“ über Sportdirektor Heino Knuf.

„Es wurden einige grundfalsche Dinge behauptet. Die Auslagerung des Bereichs Kommunikation und Veranstaltungen war eine Initiative des geschäftsführenden Vorstands. Remo Laschet hat keine Aufgaben des Vorstands übernommen“, sagte Hillmann nun. Klar ist damit allerdings auch: Im deutschen Hockey herrscht Redebedarf. sid