Zur DAI-Ausstellung „American Visionary: John F. Kennedy’s Life and Times

Zivilcourage

Im Deutsch-Amerikanischen Institut (DAI) in Tübingen ist die Ausstellung „American Visionary: John F. Kennedy’s Life and Times“ noch bis 23. Juni zu sehen („Ungebrochene Faszination für die Kennedys“, 14. April).

25.04.2018

Von Uwe Brauner, Tübingen

Im Beitrag ist angedeutet, dass gesellschaftliche Zwietracht und Hass zu den Morden an John F. Kennedy und Martin Luther King führten. Von diesem Klima war auch der Secret Service des Präsidenten durchdrungen. Ein Großteil davon bestand aus Südstaatlern, die Kennedy wegen seiner Bürgerrechtspolitik verachteten. Zu denken geben deshalb die in Dallas extrem lax gewesenen Sicherheitsvorkehrungen, umso mehr, als der von der Warren-Kommission als Täter ausgemachte Lee Harvey Oswald, wie seine Frau bezeugte, stolz auf Kennedy war. Militärs und Geheimdienste hatten neben rassistischen noch eigene Gründe, Kennedy zu hassen: er weigerte sich, Kuba anzugreifen, unterband das Wettrüsten und wollte die Truppen aus Asien abziehen.

Er, der mit seinem Bruder Robert nach der Kubakrise, in denen sie den Falken seines Krisenstabs die Stirn boten, darin einig war, lieber „ins Theater zu gehen“ (eine Anspielung auf die Umstände der Erschießung Abraham Lincolns) als das eigene Gewissen zum Schweigen zu bringen, preist dieses in seinem Buch „Zivilcourage“ (Wien 1964, Seite 257): „Lebensmut mag oft weniger dramatisch erscheinen als letzter Todesmut; doch ist er nicht weniger eine großartige Verbindung von Triumph und Tragik. Hier tut ein Mensch, was er zu tun hat – trotz aller persönlichen Folgen, trotz aller Hindernisse, Gefahren und Drohungen. Und dies ist die Grundlage aller menschlichen Sittlichkeit.“

Dem letzten Todesmut, den Kennedy am Ende seiner Präsidentschaft zeigte, gebührt bleibende Faszination.