Zeit für eine Steuer

Kommentar über eine Abgabe auf Zucker

In einem freien Land gibt es sehr hohe Hürden, um Produkte komplett zu verbieten.

01.09.2021

Von Dominik Guggemos

Doch durch eine gezielte Steuer kann der Staat auch ohne Verbotskeule die Verbraucher dazu bringen, gesünder zu leben. Raucher können ein Lied davon singen. Bis zu 90 Prozent des immer weiter steigenden Preises, den sie im Laden für ihre Sucht bezahlen, landet in der Staatskasse. Und die Lenkung wirkt tatsächlich: Immer weniger Menschen verfallen der Nikotinsucht, der Trend zeigt kontinuierlich nach unten. Es wird Zeit, dieselbe Logik auch bei der Volksdroge Zucker anzuwenden.

Um es vorwegzunehmen: Natürlich schadet Zucker dem Körper nicht in einem solchen Ausmaß wie Tabak – zumindest nicht direkt. Gleichwohl lässt sich ein direkter Bezug zu Adipositas, also krankhaftem Übergewicht, nicht leugnen – mit zahlreichen Folgen für die Gesundheit der Betroffenen.

Viel entscheidender ist noch, wie süchtig Zucker macht – und vor allem wen. Schon im Kindesalter werden die allermeisten Menschen angefixt. Klar, viele erlernen später einen vernünftigen Umgang, aber längst nicht alle. Zucker macht, das zeigen zahlreiche Studien renommierter Forscher, genauso süchtig wie Tabak.

Also sollte der Umgang auch ähnlich sein. Es sollte eine Verbrauchsteuer erhoben werden: Je höher der Zuckeranteil, desto höher die Abgabe fürs Produkt. Der Markt würde, das zeigen Erfahrungen aus anderen Ländern, schnell reagieren und Produkte mit weniger Zucker produzieren. Mit den Einnahmen könnte der Staat kostenneutral die Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse senken. Gesundes Essen günstiger, ungesundes teurer – eine gelungene Lenkungswirkung.