Rassismus

Kommentar: Zeichen der Zeit ignoriert

Ein fataleres Signal hätte die Basketball-Bundesliga (BBL) kurz vor dem Start ihres Meisterschaftsturniers nicht senden können.

04.06.2020

Von SEBASTIAN SCHMID

Ulm. Da untersagt der Geschäftsführer einer Liga, deren Spieler zu einem großen Teil afro-amerikanischer Herkunft sind, den Akteuren doch tatsächlich „im Ligabetrieb verbal oder non-verbal“ Stellung gegen Rassismus zu beziehen und rudert erst nach massiver Kritik zurück.

Die Ergänzung zur Verbotsankündigung von BBL-Geschäftsführer Stefan Holz, „wir treiben Sport und es gibt keine politische Äußerung in jedwede Richtung“ reduziert die Basketballer auf ihren Job. Doch wer wie er noch immer versucht, an der Gewaltenteilung von Sport und Politik festzuhalten, ignoriert die Zeichen der Zeit. Die hat sogar der Deutsche Fußball-Bund jüngst erkannt und angekündigt, künftig Anti-Rassismus-Kampagnen von Spieler nicht mehr zu bestrafen. Ein Vorgehen, zu dem sich auch die BBL am Mittwochabend durchgerungen hat, nachdem Holz für seine Aussagen – auch aus der Liga selbst – massiv kritisiert worden war.

Den Spielern untersagen zu wollen, sich gegen Rechts zu positionieren, hätte auch ohne die angekündigte Straffreiheit, nicht funktioniert. Viele Athleten wollen nicht mehr auf den Sport reduziert werden, sondern sehen es auch als ihre Aufgabe an, auf Missstände und Ungleichheit in der Gesellschaft hinzuweisen. Diese Erfahrung machte auch Holz. Kurz nach seiner Aussage kündigten die ersten Spieler bereits an, das Verbot zu ignorieren. Die Zeit, in der Sportler schweigen sollen und wollen, ist vorbei – und das ist gut so!