Rottenburg/Mössingen

Der Polizei-Turmfalke: Er hat wohl eine Bruchlandung hinter sich

Der bei Seebronn aufgefundene, flugunfähige Turmfalke ist langsam auf dem Weg der Besserung.

22.01.2021

Von Philipp Koebnik

Bedröppelt, ja regelrecht traurig schaut der verletzte Turmfalke in die Kamera. Doch bestimmt geht es ihm bald besser. Bild: Jasmin Gronmayer

Bedröppelt, ja regelrecht traurig schaut der verletzte Turmfalke in die Kamera. Doch bestimmt geht es ihm bald besser. Bild: Jasmin Gronmayer

Ein bisschen grimmig guckt der Turmfalke in die Kamera, als Jasmin Gronmayer ihn fürs TAGBLATT fotografiert. Ob er Schmerzen hat? Gronmayer macht zurzeit ihren Bundesfreiwilligendienst beim Nabu-Vogelschutzzentrum in Mössingen und kümmert sich um das angeschlagene Tier. Ein Ehepaar hatte den flugunfähigen Turmfalken nach Polizeiangaben am Dienstag auf der Kreisstraße zwischen Seebronn und Hailfingen entdeckt. Sie fingen den Vogel ein und brachten ihn in einem Karton zum nahegelegenen Polizeiposten Ergenzingen. Die Beamten brachten das Tier dann zum Vogelschutzzentrum des Nabu in Mössingen.

„Er frisst leider nicht so, wie er sollte“, hat Gronmayer beobachtet. Er sei „ziemlich geschwächt“ gewesen und habe regelrecht apathisch gewirkt, als die Polizisten den Falken zu ihr brachten. Sein Gleichgewicht sei gestört gewesen. Gronmayers Diagnose: ein Schädel-Hirn-Trauma. Gebrochen habe er sich aber nichts, auch Wunden sind nicht zu sehen. Allerdings wiege der erwachsene männliche Vogel mit rund 180 Gramm eindeutig zu wenig. „Er ist sehr stark abgemagert.“ Die 19-Jährige vermutet deshalb, dass er im geschwächten Zustand eine Bruchlandung hingelegt haben könnte. Denkbar sei aber auch, dass er im Tiefflug mit einem Fahrzeug zusammengeprallt ist. Oder dass ein heftiger Windstoß, vielleicht durch einen vorbeirauschenden Laster, ihn aus der Flugbahn gewirbelt hat. Irgendeine Kollission dürfte er jedenfalls hinter sich haben.

Gronmayer und ihre Kollegen päppeln das geschwächte Tier nun auf. Er ist wie die anderen Vögel in einer abgedunkelten Ruhebox untergebracht. Das senke den Stress. Man schaue nur einmal am Tag nach ihm und gebe ihm Futter, lassen ihn ansonsten aber in Ruhe. Wenn es ihm besser geht und er etwas zugenommen hat, komme er in eine Voliere im Freien. Gronmayer schätzt, dass sie den Vogel wohl eine bis zwei Wochen da behalten werden, notfalls auch noch länger.

Pro Jahr bekommt das Mössinger Vogelschutzzentrum laut Gronmayer 1000 bis 1500 Vögel angeliefert. In letzter Zeit seien häufiger Turmfalken darunter gewesen. Die Gründe sind unklar, vielleicht ist es auch nur Zufall.

Wenn man einen verletzten oder flugunfähigen Vogel findet, solle man ihn einfangen, in einem Karton mit Luftlöchern verstauen und diesen in einen ruhigen Raum stellen, rät die 19-Jährige. „Bloß kein Wasser einflößen!“ Die Vögel verschlucken sich dabei schnell, außerdem könne es leicht zu einer lebensgefährlichen Entzündung der Luftröhre kommen. Allenfalls dürfe man eine flache Schale mit Wasser hinstellen. Bei Spechten, Greif- und Rabenvögeln empfiehlt Gronmayer, dicke Handschuhe anzuziehen. Denn: „Die haben einen scharfen Schnabel und fangen auch an, loszupicken.“ Am besten werfe man ein dickes Handtuch oder eine Decke über das Tier und packe es so in einen Karton. Abgeben kann man die Vögel – abgesehen von Vogelschutzzentren – bei Wildvogelauffangstationen oder entsprechend ausgebildeten Tierärzten.