WTA-Turnier

Wirbel um Scharapowas Wildcard in Stuttgart

Einen Monat vor dem 40. Porsche Grand Prix wird das Comeback des zuletzt gesperrten russischen Tennis-Stars heftig diskutiert.

16.03.2017

Von HELEN WEIBLE

Maria Scharapowa energisch und mit kraftvollem Schlag. Wie stark kehrt die Russin nach ihrer Zwangspause zurück? Foto: dpa

Maria Scharapowa energisch und mit kraftvollem Schlag. Wie stark kehrt die Russin nach ihrer Zwangspause zurück? Foto: dpa

Vierzig Jahre Erfolgsgeschichte. Das Stuttgarter Tennisturnier schmückt sich seit jeher mit den weiblichen Topstars der Tennisszene. Steffi Graf und Tracy Austin, Martina Hingis und Martina Navratilova, die Williams-Schwestern.?.?. Es gab noch keine Spitzenspielerin, die beim Porsche Grand Prix, dem schwäbischen Traditionsturnier, nicht den Schläger geschwungen hätte. Manche haben die Geschichte des „Glanzlichts auf der WTA-Tour“, wie Porsche-Öffentlichkeitsleiter Josef Arweck es formulierte, besonders geprägt. Dazu gehört sicherlich Maria Scharapowa.

Die Russin, gleichzeitig Markenbotschafterin des Sportwagenherstellers Porsche, schaffte in der Landeshauptstadt den Titelhattrick zwischen 2012 und 2014. Im darauffolgenden Jahr dann das Dopinggeständnis, das um die Welt ging: Wegen der Einnahme des verbotenen Wirkstoffs Meldonium wurde die langbeinige Blondine für zwei Jahre gesperrt. Nach einer Verkürzung auf 15 Monate endet ihre Sperre am 25. April. Ein Mittwoch, wenn in Stuttgart das Turnier im vollen Gange ist. Sie wird außerhalb trainieren, keine Interviews geben und exakt an diesem Tag ihr Comeback geben – mithilfe einer Wildcard des Veranstalters.

Dieser Umstand stört einige Konkurrentinnen. Sie sprechen von „Freifahrtscheinen“, die die Russin erhält – nicht nur in Stuttgart. Vielen passt es nicht, dass Scharapowa auch für Madrid und Rom und sogar bei den French Open eine Startberechtigung im Hauptfeld erhält. Caroline Wozniacki – dieses Jahr nicht dabei – fällt das härteste Urteil aller. Sie solle sich ihren Erfolg wieder von Anfang an erarbeiten, meint die Dänin. Auch Titelverteidigerin Angelique Kerber findet es „merkwürdig“ und bedauert, dass diese Wildcard nicht an eine deutsche Spielerin geht.

Laut Definition erhalten Spielerinnen, die den Qualifizierungsregeln nicht genügen, eine Wildcard. Zählt Scharapowa zu dieser Kategorie? Ja und nein. Durch ihre Sperre rutschte sie aus der Weltrangliste, müsste mühselig wieder Punkte auf der Tour sammeln und sich als Qualifikantin durchquälen. Das wird ihr erspart, obwohl sie nicht etwa wegen einer Verletzung Defizite aufholen muss. Gerne verteilen die Veranstalter solche Karten an aufstrebende Talente. Die zweite Wildcard soll bei der 40. Auflage des Porsche Grand Prix auch an eine solche hoffnungsvolle Spielerin gehen. „In Absprache mit der Fed-Cup-Chefin Barbara Rittner werden wir sie vergeben“, sagt Anke Huber, die Sportliche Leiterin und ehemals Profispielerin. Hier kämen Julia Görges, die 2011 triumphierte, oder auch die letztjährige Finalistin Laura Siegemund in Frage.

Turnierdirektor Markus Günthardt verteidigt seine Entscheidung, Maria Scharapowa eine der begehrten Wildcards zuzusprechen. Vor allem unterstreicht der Turnierdirektor dabei den Aspekt, dass die millionenschwere Russin eine große Bedeutung für das Turnier und das Damentennis an sich hat: „Sie hat mitgeholfen, das Turnier zu dem zu machen, was es ist. Maria ist keine vorsätzliche Betrügerin. Sie hat Größe gezeigt, indem sie vor die Medien trat und einräumte, dass sie einen Fehler gemacht hat“, sagt Günthardt. Ihre 15-monatige Sperre habe sie ja abgesessen. Und dass die 29-Jährige nun bei ihrer Rückkehr Unterstützung findet im Rahmen jenes Turniers, welches sie in den vergangenen Jahren geprägt hat, habe sie sich verdient: „Sie hat hier unglaubliche Spiele abgeliefert“, erinnert sich der Schweizer, „beispielsweise im Finale 2014 gegen Ana Ivanovic. Da hat sie wild entschlossen gezeigt, dass sie das Turnier gewinnen will. Maria hat gespielt, als wäre es um einen Grand-Slam-Titel gegangen.“ Auch sei ihr Startrecht am Mittwoch keine Ausnahmeregel und vom Weltverband ITF abgesegnet. „Da gibt es keine Schlupflöcher“, stellte Günthardt klar. Der Turnierdirektor und Porsche heißen Scharapowa willkommen. Spannend, was sie sportlich und persönlich aus ihrer Wildcard-Chance macht.