Olympia-Chaos: IOC-Chef weist Vorwürfe zurück und bittet um Verständnis

„Wir tun unser Bestes“

Erster Auftritt in Rio de Janeiro: IOC-Präsident Thomas Bach bleibt bei seiner Linie, sieht sich im Recht und attackiert die Welt-Anti-Doping-Agentur.

01.08.2016

Von SID

Keine klare Kante: IOC-Präsident Thomas Bach bei seinem Auftritt im Pressezentrum im Olympischen Parc Barra. Foto: dpa

Keine klare Kante: IOC-Präsident Thomas Bach bei seinem Auftritt im Pressezentrum im Olympischen Parc Barra. Foto: dpa

Rio de Janeiro. Der Schwarze Peter für die Wada, Werben um Verständnis in einer „schwierigen Situation“ – und wieder kein böses Wort gegen Russland: IOC-Präsident Thomas Bach hat in seiner ersten großen Pressekonferenz vor der Eröffnung der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro am kommenden Freitag erneut Selbstkritik und klare Kante vermissen lassen. Eine Mitschuld an der chaotischen Lage um die immer noch nicht erfolgte Nominierung der russischen Athleten wies er von sich.

„Ich glaube nicht, dass diese Situation die Spiele beschädigt. Die Leute haben gesehen, dass wir diese Entscheidungen treffen mussten“, sagte Bach mit Blick auf die nachsichtigen Konsequenzen gegen Russland. Bezogen auf das Nominierungs-Wirrwarr bat er um Verständnis: „Ich vertraue den Menschen, dass sie die Probleme erkennen, vor denen wir gerade stehen. Wir tun unser Bestes, die Situation so zu lösen, dass wir saubere Athleten auf der ganzen Welt schützen.“Indirekt gab Bach zu, dass der Zeitfaktor ein großes Problem darstellt. Die bis zu den Spielen getroffene Lösung bezüglich der Nominierung der russischen Athleten ist womöglich nur hastig zusammengeklöppeltes Stückwerk. „Wir müssen die Situation lösen, bevor die Spiele starten. Nach den Spielen wird Zeit sein, alles sorgfältig zu analysieren“, sagte Bach und ergänzte, dass dies in „dieser emotional aufgeheizten Atmosphäre“ nicht sinnvoll sei.

Ein dreiköpfiges Gremium des IOC, dem auch das deutsche Exekutivmitglied Claudia Bokel angehört, beaufsichtigt den Nominierungsprozess, den das IOC den internationalen Fachverbänden aufgebürdet hat. Auch der Internationale Sportgerichtshof Cas hat noch die Finger im Spiel. IOC-Sprecher Mark Adams sagte, dass man versuche, bis Freitag, dem Tag der Eröffnungsfeier, eine Entscheidung herbeizuführen.

Eine Mitschuld an der verworrenen Lage wies Bach weit von sich, stattdessen griff er erneut die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) an, ohne ihren Namen zu nennen. Das IOC, sagte Bach, sei nicht verantwortlich für „das Timing des McLaren-Reports“, nicht für den zögerlichen Umgang mit belastenden Hinweisen gegen Russland und auch „nicht für die Beaufsichtigung der Anti-Doping-Labore“. Den Vorwurf, er habe sich um das fällige Machtwort gedrückt, blockte er ab. „Ich kann nicht alles kommentieren. Es ist jedermanns Recht, seine Meinung zu äußern“, sagte der oberste Olympier. Wichtig für das IOC sei, dass man „Licht ins Dunkel des Systems“ bringe. „Die Maßnahmen dafür treffen wir, aber wir sind nicht in der Lage, Präsidenten oder Minister zu sanktionieren“, sagte Bach.

Er verwies auf die bereits verhängten Konsequenzen für die russischen Athleten. „Der Rest muss folgen. Wir erwarten die Beendigung des McLaren-Reports, dann werden wir die weiteren Maßnahmen und Sanktionen vornehmen.“ Chefermittler Richard McLaren hatte nur 57 Tage Zeit gehabt für die Erstellung seines Reports, er trug dennoch erdrückende Indizien für ein perfides Betrugssystem zusammen, das die Russen jahrelang unter staatlicher Aufsicht betrieben. Die Forderung der Wada und zahlreicher anderer Organisationen, alle Russen für Rio zu sperren oder zumindest nur Ausnahmefälle für einen Start unter neutraler Flagge zuzulassen, ignorierte die IOC-Exekutive unter Bachs Führung.

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Erstellt:
01.08.2016, 06:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 01.08.2016, 06:00 Uhr

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