Tübingen

Wir sind die Guten

05.05.2021

Von Andreas Linder, Tübingen

Die Auseinandersetzung über Rassismus ist eine schwierige Sache. In Tübingen hat es aber die Tendenz zum Endlos-Trauerspiel. Auch das neueste Beispiel ist zum Fremdschämen. Der OB setzt sich durch tendenziöses Gerede über Migrantenjungs und Covid-Fälle in der LEA in Szene und wird dafür berechtigterweise kritisiert.

Dazu fällt manchen Leuten jedoch nichts anderes ein, als über den Integrationsrat und Frau Kücük und Gomes herzuziehen. Blame the victim? Im Studium habe ich gelernt, dass ein zentrales Merkmal des Rassismus das Leugnen von Rassismus ist. In unserer (Dominanz-)Gesellschaft werden Machtverhältnisse (immer noch) entlang relativ belangloser Unterscheidungen (Herkunft, Hautfarbe, Religion etc.) aufgezogen. Das ist normal, und „wir“ haben Recht und sind die Guten. Im Rechthaben ist Palmer unübertroffen.

Apropos „Wir sind die Guten“: Das war für mich der Satz des Jahres 2020, mit dem der scheidende Polizeipräsident Pick vor versammeltem Kreistag den Schwamm über die Diskussion zog, wie das „racial profiling“ und andere rassistische Auswüchse bei der Polizei zu beurteilen sind. Teil eines strukturellen Problems, das Rassismus heißt? Ra was? Kritik an dieser Haltung? Fehlanzeige.