Mit Engelszungen

Wir können Schnurbaum

13.08.2016

Von Ulla Steuernagel

... sondern auch auf öffentlichen Parkplätzen ... Bild: Steuernagel

... sondern auch auf öffentlichen Parkplätzen ... Bild: Steuernagel

Liebe Reutlinger, das habt ihr wirklich nicht verdient. Wie kann das sein, dass bei euch die Schnurbäume nicht wachsen wollen? Jedes Mal, wenn wir an eurer Bürgerpark-Parade aus Schnürchenbäumchen vorbeifahren, fallen wir in tiefstes gutnachbarliches Mitleid.

Immerhin haben wir auf diese Weise etwas von euch gelernt: Wir haben gelernt, dass Schnurbäume nicht immer und überall gedeihen. Jetzt mal ganz im Vertrauen, wir hier in Tübingen haben schon überlegt, was wir anstellen müssen, damit unsere Schnurbäume nicht so ins Kraut schießen. Kupfernägel? Beschneiden bis auf Stumpf und Stamm?

Wir kennen einen Schnurbaum persönlich, der ist hier im Kurort Tübingen kaum noch zu halten, der frisst so langsam den Hof, in dem er seit gut zwanzig Jahren steht. Er schnappt sich den Himmel zwischen den Häusern und greift sich die gesamte Sonne ab. Und wenn dann für normale Bäume der Herbst ausbricht, macht er auf Winter und lässt es schneien und noch mal schneien. Wie eine dicke Schneedecke liegen seine weißen Blüten auf den Pflastersteinen im Hof.

Wir wissen schon, dass dieser Baum es bei uns besonders gut hat. Aber okay, nicht jeder kann einem Baum so viel geben wie wir. Aufdringliche Schnurbaum-Versteher meckern manchmal, wir würden ihm nix geben, noch nicht mal Wasser, wir würden ihn einfach nur in Ruhe lassen. Kann schon sein, aber vielleicht ist unsere Fünf-Sterne-Ruhe gemessen an eurem Stadthallen-Supergau einfach ein echtes Schnurbaum-Paradies.

Vermutlich wären die Bäume niemals unter dem Decknamen „Sophora japonica“ – nein, nicht aus Japan, sondern ursprünglich aus China und Korea – nach Europa eingewandert, wenn sie gewusst hätten, was sie in Reutlingen erwartet: Hagel und Frost, Planungsfehler und Mängel in der Bau- und in der Baumausführung, allerkleinste Baumgruben, verhärteter Boden und noch verhärtetere politische Fronten.

Hingegen in Tübingen? Eine einzige schöne Sophora-Idylle! Hier gedeihen die Bäume nicht nur in privaten Höfen, sondern auch auf öffentlichen Parkplätzen und sogar auf sehr kleinem Fuß. Während Reutlingen verzweifelt an seiner „Grundidee vom Blätterdach“ (Ulrike Hotz) festhält, träumt Tübingen längst im Schatten unter jenem. Ja, wir in Tübingen, wir können Schnurbaum! Wenn ihr in Reutlingen also ein bisschen schöne Schnurbaum-Zukunft schnuppern wollt, dann kommt doch nach Tübingen und schaut euch um. Übrigens: Wir können auch Hotel!

Bilder: ust

... sondern auch auf öffentlichen Parkplätzen ... Bild: Steuernagel

... sondern auch auf öffentlichen Parkplätzen ... Bild: Steuernagel

... und sogar auf sehr kleinem Fuß. Bild: Steuernagel

... und sogar auf sehr kleinem Fuß. Bild: Steuernagel

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Erstellt:
13.08.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 11sec
zuletzt aktualisiert: 13.08.2016, 01:00 Uhr

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