Wind River

Wind River

Durch eine Leiche in einem Indianerreservat im verschneiten Wyoming stößt eine junge FBI-Agentin auf einen gefährlichen Gegenspieler.

05.02.2018

Von Madeleine Wegner

Barfuß und wie ein gejagtes Tier läuft die junge Frau im fahlen Mondlicht durch die schneebedeckte Landschaft. Sie stürzt. Sie stirbt, ertrunken an ihrem eigenen Blut, weil die eisige Luft ihre Lungenbläschen hat platzen lassen. Der Jäger und Fährtenleser Cory Lambert (Jeremy Renner) kann dies an den Spuren im Schnee ablesen.

Um den Fall aufzuklären, wird die junge und unerfahrene FBI-Agentin Jane Banner (Elizabeth Olsen) rangeordert. Sie schneit unvorbereitet aus dem sonnigen Los Angeles in das Reservat – und ist froh, in Cory kompetente Unterstützung zu finden. Er wiederum hilft ihr nicht nur, weil er eben ein feiner Kerl ist: Vor drei Jahren hat er selbst seine Tochter auf ganz ähnliche Weise verloren.

Der Schauspieler Taylor Sheridan schrieb bereits die Drehbücher zu den Thrillern „Sicario“ und „Hell or High Water“. Nun hat er auch die Regie übernommen. Die Geschichte soll durch wahre Begebenheiten inspiriert sein. Der Abspann des Films informiert schließlich: Für die Minderheiten in den USA gibt es eine Vermisstendatei, nicht jedoch für amerikanische Ureinwohner.

Das tote Mädchen in „Wind River“ gehörte dem Stamm der Arapaho an. Auch Corys Ex-Frau ist Ureinwohnerin. Der Fährtenleser wird damit zu einer Art weißer Mittelsmann. Das mag dramaturgisch fraglich sein, doch Jeremy Renner überzeugt mit seinem Spiel auf ganzer Linie. Auch die Kamera verfolgt gelungen die verschiedenen Perspektiven: Zunächst scheint da ein unsichtbarer Beobachter zu sein, der wie ein Schatten im Gebüsch lauert. Später, wenn Cory seine Fassung verliert, folgt die Kamera mit zittriger Hand seinem Blick. Der hervorragende Soundtrack von Nick Cave und Warren Ellis tut sein übriges und changiert zwischen fiebrigen, kristallinen und warmen Tönen.

In einer raffinierten Rückblende wird deutlich, warum es auch um die Mädchen – als die eigentlich Gejagten – geht. Die Täter haben ihre eigene dürftige Erklärung: Das mache die Leere dieser Landschaft. Der Schnee und die Stille – wer sollte da nicht irre werden und auf schlechte Ideen kommen.

Hypnotisierende Landschaft, hervorragender Soundtrack und eine Geschichte,die spannend bleibt bis zum Schluss.