Moritz Daniel Oppenheim

Er war ein Musterbeispiel für die deutsch-jüdische Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts: Doch erst im Sommer 2015 wird in Hanau das Standbild eines altertümlich gekleideten jungen Mannes aufgestellt. Es zeigt den Maler Moritz Daniel Oppenheim. Geboren am 7. Januar 1800 in Hanau, war er der erste akademisch ausgebildete jüdische Maler in Deutschland, eine Berufswahl, die er gegen seine Familie durchgesetzt hatte. Oppenheim hatte schnell Erfolg und wurde Haus- und Hofmaler der berühmten Bankiersfamilie Rothschild.

Die Filmemacherin Isabel Gathof lässt Nachfahren des Malers zu Wort kommen oder Zeitzeugen wie den orthodoxen Münchener Rabbiner Yehuda Aharon Horovitz, der eine eigene Beziehung zu Oppenheim hat: Sein Ur-Ur-Großvater Moshe Tuvia Sondheimer, gleichfalls Rabbiner, ist auf dem Oppenheim-Gemälde „Der Segen des Rabbi“ abgebildet.

Oppenheim porträtierte zudem bedeutende Persönlichkeiten seiner Zeit wie Goethe, Heine und Börne und illustrierte Goethes Epos „Hermann und Dorothea“. Er fertigte Historienbilder und vor allem detailreiche Genrebilder jüdischen Lebens, die bis ins 20. Jahrhundert so populär waren, dass sie per Lichtdruck vervielfältigt und als Sammelbildchen für koschere Margarine vertrieben wurden („Bilder aus dem altjüdischen Familienleben“).

Außer Zeitzeugen, Historikern und Kunsthistorikern lässt der Film vor allem die Gemälde Oppenheims erzählen. Schon zu dessen Lebzeiten richteten sich dessen Bilder an ein jüdisches wie christliches Publikum. In einer internationaler gewordenen Welt hilft die Dokumentation auch, die infolge der nationalsozialistischen Verfolgung teilweise auf der ganzen Welt verstreuten Bilder dem Betrachter wieder zu entschlüsseln und nahezubringen.

Wie ein deutsch-jüdischer Maler des 19. Jahrhunderts auf einmal wieder bis in die Gegenwart nachwirkt.