Dokuserie

Wie sich die TV-Stars wirklich im Klinikum Berlin-Buch schlugen

Wayne Carpendale wechselt Verbände, Faisal Kawusi füttert Patienten: In der Sat.1-Serie „Die Herzblut-Aufgabe“ helfen bekannte Persönlichkeiten vier Wochen in einer Klinik aus.

21.10.2021

Von Maria Neuendorff

Schauspieler und Pflege-Praktikant Wayne Carpendale schneidet im Klinikum Berlin-Buch einem Patienten den Verband auf, bevor der die Operationsschläuche zieht.

Schauspieler und Pflege-Praktikant Wayne Carpendale schneidet im Klinikum Berlin-Buch einem Patienten den Verband auf, bevor der die Operationsschläuche zieht.

Berlin. Als Nadja Wenzel erfuhr, dass ihr neuer Praktikant „Jorge González“ heißen wird, fragt sie erst einmal ungläubig: „Was, der Jorge?“ Die gelernte Krankenpflegerin aus dem Klinikum Buch kannte den TV-Promi mit dem starken Akzent und den auffälligen Highheels zwar aus dem Fernsehen. „Fan war ich aber nicht.“

Das hat sich inzwischen geändert. Denn das kubanisch-stämmige Model machte auch als Pflege-Praktikant eine unerwartet gute Figur, berichtet die Helios-Mitarbeiterin. „Er fragte viel. Wollte alles richtig machen und eigenverantwortlich arbeiten“, erzählt die 44-jährige Pflege-Mentorin.

Dramatische Geschichten

Wie Jorge González die Kinder auf der Rheumatologie sowie Onkologie versorgte, ist ab diesem Montag in der neuen Sat1-Doku-Serie „Herzblut“ zu sehen. Genauso wie Jenny Elvers, Patrick Lindner, Wayne Carpendale und Lilly Becker tauchte González dafür im Sommer in den Stations-Alltag des Berliner Krankenhauses ein und lernte, wie herausfordernd der Pflege-Alltag ist.

Unter strenger Aufsicht ihrer Mentorinnen absolvierten die Promis einen Monat lang Acht-Stunden-Schichten auf verschiedenen Stationen. So lange die Patienten einverstanden waren, war immer eine Kamera dabei, aber es sei nichts gestellt worden, betonen die Mitarbeiter des Klinikums. „Lieber Mut zur Lücke und unperfekte Bilder, als den Betrieb aufhalten“, erklärt Sat.1-Produzent Lars Penck das Motto der TV-Doku. Eine Überinszenierung sei angesichts der Fülle an Dreh-Stunden aber auch gar nicht nötig gewesen. „Die Geschichten waren dramatisch genug“.

So hieß es für die Stars anpacken statt posieren. „Wir haben gemacht, was gemacht werden musste“, erzählt Wayne Carpendale. Seine Schichten auf der Unfallchirurgie im Klinikum Buch begannen morgens um 6 Uhr mit Waschen, Vitalfunktionen messen, Medikamentenvergabe, Wundversorgung und Verbandswechsel. Seine Mentorin Vanessa schmiss ihn dabei ins kalte Wasser und ließ ihn schon in den ersten Tagen in der Unfallchirurgie Drainagen ziehen. „Man hat natürlich Horror, den Patienten weh zu tun oder vielleicht sogar eine Infektion zuzufügen“, sagt Carpendale.

Damit das nicht passiert, mussten die Promis vor ihrem Einsatz wie jeder normale Praktikant des Helios-Klinikums einen Pflegekurs absolvieren. Sie übten an Puppen und mussten nicht nur wegen Corona lernen, dass man sich nicht nur vor und nach dem Patienten-Kontakt, sondern auch vor jeder Berührung der Türklinke erneut die Hände desinfizieren muss.

Herausfordernd war auch der Promi-Status der neuen Praktikanten. Einmal bat ein Patient, der nach einer OP gerade erst aus der Narkose erwacht war und Wayne Carpendale an seinem Bett erblickte, um ein gemeinsames Foto. „Er sagte: Ich brauche unbedingt ein Selfie. Meine Frau denkt sonst, ich bin bekloppt“, erinnert sich der 44-Jährige. „Ein anderer Patient meinte: ,Vom Landarzt zum Pfleger – wie konnte es so weit kommen?‘“ „Ich aber sehe es eher als Beförderung“, antwortet der Mime heute. Wichtiger als ein schönes Drehbuch sei ihm gewesen, dass er und der Zuschauer einen ungefilterten Einblick in den Krankenhausalltag bekommen.

„Planbar ist nichts, woran sich vor allem wir Fernsehmacher erstmal gewöhnen mussten“, sagt Carpendale. „Die festen Klinik-Abläufe wurden immer wieder von Notfällen unterbrochen.“ Das mache den Pflegeberuf abwechslungsreich, aber auch sehr fordernd. „Doch während ich nach der Frühschicht um 14 Uhr erst einmal erschöpft ein Nickerchen machen konnte, fing für ­­meine Mentorin Vanessa der Tag erst richtig an. Dann musste sie ihr Kind am anderen Ende der Stadt aus der Kita abholen und abends noch Dokumentation machen.“

Der Pflegeberuf habe sich in den vergangenen Jahren komplett verändert, sagt auch Vanessa. „Innerhalb kürzester Zeit werden immer mehr Aufgaben erledigt.“ Die Zeit, wie sie sich zum Beispiel Comedy-Star Faisal Kawusi bei seinem Praktikum in der Geriatrie genommen habe, um mit einer alten Dame über ihre Fluchterfahrungen zu reden, habe man eigentlich gar nicht mehr.

Mit der Hilfe ihres Praktikanten war die Brandenburgerin aber sehr zufrieden. „Wayne war sehr konzentriert und hatte ein gutes Auge für die Patienten.“ Einmal habe er nach der OP unbedingt noch einmal nach einer Patientin sehen wollen. „Sein Gefühl war richtig. Ihre Vitalwerte waren im Keller und sie kurz vor dem Kollaps“, berichtet Vanessa.

Klinikum wird

zum TV-Drehort

Die Doku-Serie „Die Herzblut-Aufgabe – Promis in der Pflege“ hat fünf Folgen und ist ab dem 18. Oktober immer montags um 20:15 Uhr in Sat.1 und auf Joyn zu sehen.

Gedreht wurde im Helios Klinikum Berlin-Buch. Es ist mit 1000 Betten und 3000 Mitarbeitern eines der größten Krankenhäuser in der Region Berlin/Brandenburg.

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Erstellt:
21.10.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 14sec
zuletzt aktualisiert: 21.10.2021, 06:00 Uhr

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