Armin Grasmuck über den brennenden Ehrgeiz des Fußballlehrers Rangnick

Wie einst in Backnang

Die etwas älteren Anhänger des regionalen Fußballs können sich vielleicht noch erinnern: Mitte der 80er-Jahre marschierte ein gewisser Ralf Rangnick, noch keine 30 Jahre alt, als Spielertrainer mit dem FC Viktoria Backnang schnurstracks von der Bezirksliga in die Verbandsliga.

27.10.2017

Von Armin Grasmuck

Danach gab ihm der Klub seiner Heimatstadt keinen richtigen Kick mehr – und weg war er.

In Ulm, wo Rangnick seine ersten Erfolge im professionellen Fußball feierte, erinnern sie sich noch heute mit höchst respektvollem Seufzen. Kurz vor der Jahrtausendwende heuerte der Trainer mit einer modernen Idee des Spiels an: Viererkette, Ballbesitz, Pressing. In der ersten Saison bekamen die Spatzen die Hütte voll, in der zweiten stiegen sie in die 2.?Liga auf und in der dritten, als sie in die Bundesliga durchmarschierten – schwupps, da flog der Rangnick in der Winterpause ab, in die Bundesliga, zum großen VfB.

Er erntete den ersten zweifelhaften Ruhm, als er Fußballdeutschland zur besten Sendezeit im Sportstudio mit den Attitüden des Oberlehrers an der Taktiktafel erklärte, wie der Ball zu laufen hat. Er war der sportliche Kopf des Hoffenheimer Aufstiegs in die Eliteklasse und er zog mit Schalke in das Halbfinale der Champions League ein, bevor er total erschöpft das Handtuch warf. Sein übermotivierter Einsatz im Pokalduell mit den Bayern belegt: Rangnick brennt wie einst in Backnang.