Nach tragischem Trauerfall

Wie der TSV Oferdingen eine große Hilfswelle ausgelöst hat

Redakteur Thomas de Marco schreibt in unserer Kolumne „Mit Engelszungen“ über eine außergewöhnliche Spendenaktion.

24.01.2023

Von Thomas de Marco

Symbolbild: ArTo - stock.adobe.com

Symbolbild: ArTo - stock.adobe.com

Der tragische Verkehrsunfall vom Silvesterabend, in dessen Folge ein 29-Jähriger verstorben ist, hat auch den TSV Oferdingen erschüttert – und eine außergewöhnliche Hilfswelle im Verein sowie weit über den TSV hinaus ausgelöst. Ein Fahrzeug-Anhänger, auf dem ein Auto transportiert worden war, hatte sich wie berichtet in Betzingen gelöst und war in ein anderes Auto geprallt. Der 29-Jährige war auf dem Rücksitz eingeklemmt worden und schwerverletzt ins Krankenhaus gekommen. Dort ist er zu Beginn der vergangenen Woche gestorben, kurz bevor er eine Rehabilitation antreten sollte.

„Ich war wie versteinert und konnte das nicht glauben“, sagt Robin Münz, der Abteilungsleiter des TSV Oferdingen. In diesem Verein hatte der Verunglückte als Jugendlicher Fußball gespielt und war danach jahrelang Betreuer gewesen. „Ich hatte fest damit gerechnet, dass er überlebt. In Sprachnachrichten hatte er mir am Montag vor einer Woche noch gesagt, dass es mit ihm aufwärts gehe“, erinnert sich Münz. Am nächsten Morgen habe er dann erfahren, dass der 29-Jährige kurz danach gestorben war.

„Wir haben sofort überlegt, wie wir seiner Frau helfen können“, sagt der Abteilungsleiter. Mit einem Vereinsmitglied startete er eine Spendenaktion beim Zahlungsdienstleister Paypal – und erlebte, was ein Verein bewegen kann: „Innerhalb von vier Stunden war das maximale Limit von 20.000 Euro erreicht. Dass es so schnell geht, damit hätten wir nicht gerechnet“, betont der Abteilungsleiter.

Schon alleine 4800 Leute folgen dem TSV Oferdingen auf Instagram, zudem schrieben die Verantwortlichen über die Plattform des Deutschen Fußball-Bunds die Vereine im Umkreis an und baten darum, den Anruf weiterzuleiten und zu teilen. Als der Betrag zusammen war und bis zu 500 Nachrichten bei Münz eingingen von Menschen, die ebenfalls spenden wollten, startete der TSV eine zweite Spendenaktion. Vor zwei Tagen waren die 20.000 Euro erneut erreicht. „Wir können seine Frau damit ein bisschen unterstützen und mithelfen, dass der drei Monate alte Sohn gut aufwachsen kann“, sagt Münz.

Für ihn zeigt die Aktion auch, was Vereine erreichen können, wenn sie sich so engagieren. „Für Privatleute, die keinen Verein im Rücken haben, ist es sicherlich viel schwieriger, so eine große Reichweite zu bekommen. Und dann hat sich eben auch gezeigt, dass Oferdingen ohnehin sehr familiär geprägt ist“, berichtet der 27-jährige Münz. Die Spendenaktion des TSV sei überall stark beachtet worden: „Wir haben gut 300 Nachrichten bekommen von Leuten, die das sehr gut gefunden haben.“ Auch wenn der Anlass so tragisch ist und den Verein noch lange beschäftigen wird.