Gladbachs neuer Trainer holte in zehn Spielen mehr Punkte als der Tabellenführer

Wie Taktikfuchs Schubert die Bayern knackte

Mut, Finesse und Willen: So ringen die Borussen den bis dato ungeschlagenen Tabellenführer nieder. Sie punkten mit neuer Abwehr und flexiblem Spiel.

07.12.2015

Von SID

Die Bayern-Bezwinger: Torschütze Fabian Johnson (links) und Marvin Schulz nach dem Triumph über den Rekordmeister. Foto: Imago

Die Bayern-Bezwinger: Torschütze Fabian Johnson (links) und Marvin Schulz nach dem Triumph über den Rekordmeister. Foto: Imago

Mönchengladbach. Nach dem furiosen Triumph über Bayern München verriet Granit Xhaka dem Rest der Liga endlich das Erfolgsrezept. "Für viele ist dieser Sieg ein Wunder, für mich nicht", sagte der Kapitän von Borussia Mönchengladbach und platzte beinahe vor Stolz: "Auch die Bayern haben nur zwei Beine und zwei Hände. Man muss einfach Eier zeigen - und Mut haben." Jene Furchtlosigkeit bewies beim 3:1 gegen den Tabellenführer besonders Gladbachs Trainer. Andre Schubert stellte für das Spitzenspiel komplett um, überraschte mit einer Dreierkette und warf als Krönung den erst 19 Jahre alten Nico Elvedi ins kalte Wasser. Als Belohnung gab es dafür einen fulminanten Sieg, mit dem Schubert endgültig aus dem Schatten seines Vorgängers Lucien Favre getreten ist.

"Wir haben uns schon seit mehreren Wochen mit der Dreierkette beschäftigt", sagte der Trainer. "Wir wollen ein bisschen variabler spielen, nicht so systemabhängig." Zu Beginn seiner Amtszeit hatte er das Favre-System nahezu identisch übernommen. Die Idee mit der 3-5-2-Variante hatte der 44-Jährige im Vorfeld mit Xhaka besprochen. Der Schweizer gab zu, zunächst skeptisch gewesen zu sein: "Aber sein Plan ist sehr gut aufgegangen."

Gegen die Bayern bot Schubert in der Pause sogar eine Rückkehr zum alten System an, doch die Mannschaft war dagegen. Die Folge war eine verrückte Viertelstunde mit Toren von Oscar Wendt (54.), Lars Stindl (66.) und Fabian Johnson (68.). "Das war sensationell", sagte Schubert, der noch zu Saisonbeginn die Regionalliga-Mannschaft der Borussia trainiert hatte und nun plötzlich Dritter der Bundesliga ist. Die nackten Zahlen sind beeindruckend: Seit Schuberts Amtsantritt hat Gladbach in zehn Spielen 26 Punkte gesammelt, einen mehr als die Bayern. Nie war ein Fohlentrainer besser gestartet. "Die Entwicklung der Mannschaft ist bemerkenswert", sagte Schubert. Zum Vergleich: In der überragenden vergangenen Saison hatte Gladbach nach 15 Spieltagen zwei Zähler weniger auf dem Konto.

Voll des Lobes waren dann auch Schuberts Schützlinge. "Andre hat das super gemacht, das war ein sensationeller Kniff", sagte Torschütze Wendt, die Mannschaft habe die Dreierkette "mehr theoretisch als praktisch" geübt. Schubert betonte, dass dieses System "nur eines von vielen" sei. Eine Überraschung könnte auch morgen (20.45/Sky) auf Manchester City warten. In England muss die Borussia in der Champions League Platz drei verteidigen, um zumindest in der Europa League überwintern zu können.