Tübingen · Demonstration
„Lu15“: Viel Polizei, doch die Lage blieb friedlich
Knapp 300 politisch links orientierte Demonstranten zogen am Freitag vom Sternplatz in die Altstadt. Sie kritisierten den Polizeieinsatz in der „Lu15“.
Auslöser für die Demonstration war ein Großeinsatz der Polizei am vorvergangenen Dienstag im alternativen Wohnprojekt „Lu15“ in der Tübinger Ludwigsstraße gewesen (das TAGBLATT berichtete). Art und Umfang des Einsatzes bezeichneten die Bewohner der Ludwigstraße als völlig überzogen. „Für den Verdacht einer versuchten Sachbeschädigung 70 schwer bewaffnete und vermummte Polizisten im Haus? Das nenne ich Einschüchterung“, sagte ein Lu15-Bewohner gegenüber dem TAGBLATT. Neben der erfahrenen Angst und Gewalt fühle man sich zudem als Kriminelle behandelt.
Der Abend hatte mit Musik, Essen und mehreren Reden am benachbarten Sternplatz begonnen, den die linke Szene in der Südstadt gerne als Versammlungsort benutzt. Der politische Konsens der Lu15 sei, so eine Rednerin, nicht auf Aggression sondern auf Argumente, das Vorleben von Alternativen und Kritik angelegt. „Schade, wenn dieser Mut mit so einem kriminalisierenden Einsatz belohnt wird.“ Die Demonstration zog über die Hechinger Straße zunächst zum Epplehaus. Dort, am Lustnauer Tor und am Marktplatz gab es Stopps, stets begleitet von einzelnen Redebeiträgen.
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„Reine Machtdemonstration“?
„Unbewiesene Anschuldigungen“, sagte ein Bewohner der Lu15 gegenüber dem TAGBLATT. Für ihn sei der Dienstag in seiner Massivität eine reine Machtdemonstration gewesen. „Es ist zu erkennen, dass die Polizeidirektion Reutlingen die Lu15 als linksextrem und gewaltbereit einschätzt und das medial auch so darstellt“, hieß es am Freitag. Demgegenüber verstehe sich das Wohnprojekt als politische Alternative mit kulturellem und sozialem Angebot und einem Interesse an guten nachbarschaftlichen Beziehungen.Demo gegen Lu15-Durchsuchung und die Polizei
In der Nacht auf den 4. Februar wurden eine 23-jährige Lu-Bewohnerin sowie ein 24-Jähriger vor dem Gerichtsgebäude in der Doblerstraße vorläufig festgenommen. Sie sollen versucht haben, das Landgericht mit Farbe zu beschmieren. Gegen den aus ihrer Sicht überzogenen Polizeieinsatz, der danach in der "Lu15" folgte, und gegen Repression gingen am Freitag (14. Februar) viele Menschen in Tübingen auf die Straße.
© ST
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Friedlicher Verlauf der Demonstration
Polizei zu Pferd sieht man in Tübingen nicht alle Tage – am Freitagabend zählte man eine gute Handvoll berittene Beamte. Und auch abseits davon waren die Polizisten zwar mit zahlreichen Kräften auf der gesamten Demonstrationsstrecke und auch in angrenzenden Bereichen zugegen, hielten sich aber mit direkter Kräftedemonstration zurück (so trabten etwa die Berittenen der Demonstration erst ab der Neckarbrücke weit voraus). Bis zum Ende der Demonstration in der Altstadt blieb das Geschehen auf beiden Seiten unauffällig. „Es gab keine Straftaten“, berichtete ein Sprecher der Reutlinger Polizei gegen 22 Uhr. Der Einsatz sei aus Sicht der Beamten zufriedenstellend verlaufen.