Wie Fußballer einen bewaffneten Mann stoppten

Mit 4:2 hatte der Anadolu SV Reutlingen II gerade den TSV Sickenhausen II im Reutlinger Carl-Diem-Areal besiegt. Der Sonntag nahm für Anadolu-Spielertrainer Hüseyin Irdem und seine Teamkollegen den gewohnten Lauf: „Ich war schnell duschen und wollte dann das Spiel der ersten Mannschaft anschauen“, erzählt Irdem dem TAGBLATT.

Gegen 15.15 Uhr, als das Spiel der Ersten rund eine Viertelstunde lief, tauchte plötzlich ein 24-jähriger Mann am Essensstand neben dem Sportplatz auf. „Er schrie um Hilfe“, beschreibt Irdem die Situation. Jemand sei mit einer Machete auf seine Freundin losgegangen und habe deren Geld und Handy gefordert.

Irdem wollte sofort helfen: „Ich bin ohne nachzudenken losgerannt“, sagt er. Gemeinsam mit einem Vorstandsmitglied verfolgte er den Angreifer vom Kunstrasen-Platz in Richtung des Kabinentrakts. Dort hielten sich noch einige Teamkollegen auf. Der Mann hatte die Waffe, die von der Polizei als „eine Art Handsäge“ und von Irdem als „Hackmesser“ beschrieben wird, während der Verfolgung weggeworfen. „Ich schrie: Fangt ihn, fangt ihn!“, erzählt Irdem. Den Anadolu-Spielern gelang es, den 17-Jährigen festzuhalten. Der Jugendliche wurde dabei leicht verletzt und später laut Polizei in eine Fachklinik gebracht.

Hüseyin Irdem und seine Teamkollegen konnten Schlimmeres verhindern. „Da waren viele Kinder, viele Familien auf dem Sportplatz, auch mein Neffe war in der Nähe“, sagt der Spielertrainer. „Da überlegt man nicht lange, da hat man den Mut.“ Erst am Abend, gesteht er, habe er die Situation so richtig reflektiert und sich gedacht: „Das hätte auch anders ausgehen können.“

Hinweis: Die Polizei beschrieb die Tatwaffe natürlich als „eine Art Handsäge“ und nicht als „eine Art Kettensäge“, wie es irrtümlicherweise zunächst in unserem Bericht geheißen hatte.