Tübingen

Wer sich nicht erinnert, ist anfällig für neue Ansteckungsgefahren

„Zur Stunde Null, der Kapitulation Nazideutschlands im Jahr 1945, sind beide Augen geschlossen.“ Kein klarer, aufarbeitender und erinnernder Blick fällt auf das Geschehene.

14.06.2018

Von loz

„Zur Stunde Null, der Kapitulation Nazideutschlands im Jahr 1945, sind beide Augen geschlossen.“ Kein klarer, aufarbeitender und erinnernder Blick fällt auf das Geschehene. So erklärt Valentin Petri (vorne rechts im Bild), Elftklässler am Tübinger Wildermuth-Gymnasium, das kleine Konterfei, das auf vielen Stellwänden der Ausstellung zu sehen ist. Bild: Metz

„Zur Stunde Null, der Kapitulation Nazideutschlands im Jahr 1945, sind beide Augen geschlossen.“ Kein klarer, aufarbeitender und erinnernder Blick fällt auf das Geschehene. So erklärt Valentin Petri (vorne rechts im Bild), Elftklässler am Tübinger Wildermuth-Gymnasium, das kleine Konterfei, das auf vielen Stellwänden der Ausstellung zu sehen ist. Bild: Metz

So erklärt Valentin Petri (vorne rechts im Bild), Elftklässler am Tübinger Wildermuth-Gymnasium, das kleine Konterfei, das auf vielen Stellwänden der Ausstellung zu sehen ist. Verfolgt man den Zeitstrahl, der sich durch den Raum im Tübinger Gymnasium zieht, ist schließlich doch eines der beiden Augen geöffnet: die Nürnberger Prozesse, die beginnende Erinnerungskultur, die Reden verschiedener Bundespräsidenten, der Kniefall von Warschau. All diese Ereignisse trugen zur Aufarbeitung der Verbrechen des Nazi-Regimes bei.

Ihren Beitrag geleistet haben auch Petri und 25 Mitschülerinnen und Mitschüler, die sich in einem einjährigen Seminarkurs unter Leitung ihrer Lehrer Julia Barrios (hinten rechts im Bild) und Jörg Waldheim mit der schwierigen Erinnerung an den Nationalsozialismus und dem Recht auf Wahrheit beschäftigt haben. Der Blick der Schüler auf das, was nach dem Nazi-Deutschland kam, hat sich dabei verändert: „Es hat mir verdeutlicht, wie wichtig es ist, die Augen offenzuhalten“, sagt die 16-jährige Nora Winker (hinten in der Mitte im Bild). Klassenkameradin Emma Hegarty (hinten links) sieht es ähnlich: „Die Aufarbeitung war für mich bisher ein sekundärer Aspekt der Geschichte – das geht mir jetzt anders.“

Die Ausstellung, die auf der Basis der Seminararbeiten von den Schülern selbst kuratiert wurde, ist noch bis Freitag, 15. Juni, im Wildermuth-Gymnasium zu sehen. Besucher können sich Donnerstag und Freitag (14./15. Juni) bis jeweils 15.30 Uhr den Schlüssel für die Räume im Sekretariat abholen.