Glosse

Wenn ich einmal reich wär

Wenn Milchmann Tevje im Musical „Anatevka“ ins Träumen gerät, dann hat er nur einen Wunsch: Geld anhäufen – und zwar möglichst viel.

29.07.2021

Von MICHAEL GABEL

Einer der wohl berühmteste Reichen: Dagobert Duck. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild

Einer der wohl berühmteste Reichen: Dagobert Duck. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild

Berlin. „Wenn ich einmal reich wär“, heißt sein berühmtes Lied, in dem er davon schwärmt, dass er in einem solchen Fall nicht mehr zur Arbeit gehen bräuchte und endlich im eigenen Haus wohnen würde, mit einem Hof voller Gänse und Hühner. Ja, so lässt sich's leben – sorgenfrei und die Taschen voller Geld. Man sollte meinen, dass fast alle Menschen das so sehen. Aber dem ist nicht so.

Laut einer aktuellen Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung stimmen nur 57,5 Prozent der Deutschen der Aussage zu, dass es „sehr“ oder „eher“ erstrebenswert sei, reich zu werden. Wobei Reichtum als der Besitz eines Vermögens von einer Million Euro oder mehr definiert wird. Warum der Rest das anders sieht, darüber lässt sich nur spekulieren. Vielleicht will man nicht so werden, wie man denkt, dass Reiche sind. In einer anderen Umfrage kam nämlich heraus, dass nur drei Prozent der Deutschen diesen Personenkreis für ehrlich halten, 49 Prozent aber für gierig.

Der CDU-Politiker Friedrich Merz hat einmal gesagt, trotz seines Privatfliegers und seiner diversen früheren Jobs in der Finanzindustrie zähle er sich lediglich „zur gehobenen Mittelschicht“. Offenbar hat er sich dafür geschämt, dass er ein vermögender Mann ist. Milchmann Tevje käme das bestimmt nicht in den Sinn. Michael Gabel