Reutlingen
Wenn die Henne hext
Sedum floriferum! Was klingt wie ein Zauberspruch, ist der Name einer unscheinbaren Pflanze. Die soll in der Reutlinger Innenstadt etwas leisten, das an Hexerei grenzt.
Reutlingen. Im Mai hatte die Firma „Green City Solutions“ tausende der im Volksmund Fetthenne genannten Sukkulenten gepflanzt. Was das Start-up aus Berlin ausgebrütet hat: Die beiden drei mal vier Meter großen, bepflanzten Wände („City Trees“) sollen mit einer Umweltleistung von bis zu 275 Stadtbäumen als „natürliche Luftfilter für Städte“ fungieren. Die grüne Glucke soll Schadstoffen den Garaus machen.
In Steingärten oder auf Garagendächern ist die Fetthenne ein beliebter Bodendecker. Doch taugt sie auch als Wandbewuchs? Ihr Beiname Mauerpfeffer spricht dafür. Generell lässt sich über die Fetthenne kaum Schlechtes sagen. Sie gilt als genügsam, anpassungsfähig, robust und schneckenunempfindlich.
Und es waren auch keine Weichtiere, die der Henne nun zu Leibe rückten. Es waren Läuse. So mussten zwei Mitarbeiter aus der Hauptstadt anrücken – mit zahllosen neuen Pflänzchen im Gepäck. Der Weg eines Zauberlehrlings ist eben manchmal steinig. Im Sommer hatte schon die solarbetriebene Bewässerung gestreikt. Die Feuerwehr kam zum Gießen.
Einen kleinen letzten Trick aber hat die Fetthenne noch im Ärmel. Im Herbst wird sie das Grün ihrer dickfleischigen Blättchen in hübsche Rot- und Purpurfarbtöne verwandeln – fast wie von Zauberhand.