Handball-WM

Wenn der Kapitän ins Grübeln kommt

Das Schicksal der deutschen Mannschaft in der Hauptrunde ist eng mit dem von Uwe Gensheimer verknüpft. Doch bei dem erfahrenen Linksaußen läuft es aktuell einfach nicht.

21.01.2021

Von sid

Schwächelnder Anführer: Bisher hinkt Uwe Gensheimer bei der WM hinter seinen Erwartungen her. Foto: Sascha Klahn/dpa.

Schwächelnder Anführer: Bisher hinkt Uwe Gensheimer bei der WM hinter seinen Erwartungen her. Foto: Sascha Klahn/dpa.

Im dichten Verkehr von Kairo hatte Uwe Gensheimer viel Zeit zu Grübeln. Der schmerzhafte Dämpfer gegen Ungarn, der überraschende Denkzettel vom Bundestrainer und das bevorstehende Alles-Oder-Nichts-Spiel gegen Europameister Spanien – all das schwirrte dem Kapitän der deutschen Handballer auf dem Weg ins Hauptrunden-Quartier St. Regis Almasa im Kopf herum.

Doch die schlechten Gedanken wischte Gensheimer entschieden beiseite. „Es ist noch nichts verloren“, sagte der Weltklasse-Linksaußen und versprach vor dem Start in die nächste Turnierphase der WM: „Wir werden mit Vollgas in die Hauptrunde gehen.“

Die Frage wird sein, ob Gensheimer im so wichtigen Spiel am Donnerstag (20.30 Uhr/ZDF) Gas geben darf. Gegen Ungarn (28:29) hatte ihn Coach Alfred Gislason bis tief in die zweite Halbzeit auf der Bank schmoren lassen und stattdessen auf Marcel Schiller gesetzt. Der Göppinger rechtfertigte das Vertrauen mit sieben Treffern als bester Werfer, Gensheimer traf ein Mal.

Gislason gab sich hinterher gewohnt pragmatisch. „Uwe hat nicht besonders gut gespielt in seiner ersten Halbzeit gegen Uruguay“, so der Isländer. Gegen Ungarn habe er nach seiner Einwechslung jedoch „eine sehr gute Leistung gezeigt“. Gensheimer selbst schluckte seinen Frust tapfer herunter. Sein Gefühl, in einem Schlüsselspiel wie gegen Ungarn nicht zu beginnen? „Das spielt jetzt keine Rolle“, so der Linksaußen von den Rhein-Neckar Löwen. Vielmehr habe die gesamte Mannschaft an der Niederlage „zu knabbern“ gehabt.

Gensheimer, immer wieder Gensheimer. Seit 2014 ist der Hochbegabte, der auf Klubebene Titel en masse gewonnen hat, Kapitän der deutschen Mannschaft und bestreitet in Ägypten sein siebtes Turnier als Anführer des Teams. Seine Qualitäten sind unbestritten, in 192 Länderspielen traf er sage und schreibe 927 Mal – doch der ganz große Wurf will ihm mit der Nationalmannschaft bislang einfach nicht gelingen. Beim EM-Titel 2016 fehlte Gensheimer verletzt, und auch das Turnier am Nil ist bislang nicht seines.

Gensheimers Löwen-Teamkollege Patrick Groetzki will die Reservistenrolle des DHB-Anführers nicht überbewerten. „Das ist kein Problem. Klar, er hat den Anspruch, jedes Spiel von Anfang an zu spielen. Ich glaube aber, dass das Thema ein wenig hochgekocht wird. Er ist in der Kabine trotzdem das Sprachrohr“, versicherte der nachgerückte Rechtsaußen.

Der Göppinger Marcel Schiller ist mit seinen zwölf Treffern aus zwei Spielen voll im Turnier – Gensheimer will, und muss, seine unbestrittenen Qualitäten gegen Spanien unbedingt in die Waagschale werfen. Ob für das angestrebte Viertelfinale in der Hauptrunde nun drei Siege her müssen? „Ich denke schon“, sagte Gensheimer. Den Anfang wollen er und sein Team gegen Spanien machen.