Kommentar zu Snooker

Wenn Ruhe zur Pflicht wird

Philosophen sagen dazu: Kontemplation. Das ist, wenn jemand einfach ruhig ist, die Stille nutzt, um nachzudenken, etwas mit Achtsamkeit und Konzentration betrachtet. Kurzum: Kontemplation ist all das, was wir nicht haben. Kontemplation ist quasi der Gegenentwurf zu unserer medialen Realität.

20.04.2019

Von TGO

Foto: SWP

Foto: SWP

Nur einmal im Jahr wird das alles außer Kraft gesetzt. Im April und Mai ist Kontemplation angesagt – vor dem Fernseher. Wenn die Snooker-Weltmeisterschaft ab heute im „Crucible Theatre“ in Sheffield ausgetragen wird und Eurosport von morgens bis abends live überträgt. Dann wird das, was Ahnungslose als „Standbild“ diskreditieren, zu einem Lebensmotto jedenfalls aller Snooker-Fans.

Da kann es schon einmal vorkommen, dass das TV-Bild Bewegungslosigkeit zeigt, einen nachdenkenden, grübelnden Billard-Profi, der nicht nur über den nächsten Stoß sinniert, sondern auch die Folgen dieses Stoßes unter Verwendung mathematischer Formel abschätzt, um so sein Spiel weit in die Zukunft zu entwerfen. Dann geht der Spieler vielleicht um den Tisch, der rund 3,5 mal 1,8 m misst – fast schon eine Wanderung. Der Spieler bückt sich, setzt zum Schein zum Stoß an, um den Kontaktpunkt mit dem Ball abzuschätzen. Vielleicht wiederholt er das. Dann macht es klack. Und die Bälle rollen. Und wehe, ein Handy klingelt....