Kreise Tübingen und Reutlingen

Unfallbilanz: Weniger Tote, aber mehr Verletzte

Drei Menschen starben im vergangenen Jahr im Kreis Tübingen im Straßenverkehr, sechs im Kreis Reutlingen. Das sind 14 weniger als im Jahr zuvor.

14.03.2019

Von ik

Auch in diesem Jahr gibt es schon einen Verkehrstoten: Ein 64-Jähriger starb im Januar auf der B 312 bei Metzingen. Der Fahrer eines Sattelzugs hatte die Kontrolle verloren. Der Sattelzug schleuderte auf die Gegenfahrbahn und prallte nahezu frontal auf den Kleinlaster des 64-Jährigen. Archivbild: Horst Haas

Auch in diesem Jahr gibt es schon einen Verkehrstoten: Ein 64-Jähriger starb im Januar auf der B 312 bei Metzingen. Der Fahrer eines Sattelzugs hatte die Kontrolle verloren. Der Sattelzug schleuderte auf die Gegenfahrbahn und prallte nahezu frontal auf den Kleinlaster des 64-Jährigen. Archivbild: Horst Haas

Weniger Unfälle, weniger Tote, aber mehr Verletzte: „Wie immer hat unsere Unfallbilanz Licht- und Schattenseiten, die zum Teil eng beieinander liegen“, sagt Polizeipräsident Alexander Pick. „Dass weniger Verkehrstote zu beklagen waren, ist eine gute Nachricht, die aber nicht darüber hinwegtäuschen darf, wie schmal der Grat ist, der darüber entscheidet, ob jemand verletzt überlebt oder sein Leben verliert.“

Im Kreis Tübingen starben im vergangenen Jahr 3 Menschen (2017: 9) – ein Radfahrer, ein Krankenfahrstuhlfahrer und ein Gabelstaplerfahrer. Im Kreis Reutlingen ließen 6 Menschen ihr Leben (2017: 14) – 4 Motorradfahrer und 2 Autoinsassen. Während die Zahl der Schwerverletzten in den Jahren 2016 und 2017 rückläufig war, stieg sie 2018 wieder an: Im Kreis Reutlingen waren es 231 (+13) Schwerverletzte, im Kreis Tübingen 125 (+29). Insgesamt passierten weniger Unfälle: Für den gesamten Präsidiumsbereich, zu dem auch der Kreis Esslingen gehört, zählte die Polizei 30 178 Unfälle. Dabei entstand Schaden von mehr als 464 Millionen Euro.

Mehr Unfälle wegen Trunkenheit

Häufigste Unfallursachen (Bagatellen ausgenommen) sind Vorfahrtsverstöße, Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Abstand und überhöhte/nicht angepasste Geschwindigkeit. Wie Polizeisprecherin Andrea Kopp erklärt, passierten 2018 im gesamten Präsidiumsbereich 550 Unfälle wegen eingeschränkter Verkehrstüchtigkeit (Alkohol/Drogen, medizinische Ursachen, Übermüdung) – so viele wie seit fünf Jahren nicht mehr. Allein die Unfälle unter Alkoholeinfluss stiegen im Kreis Tübingen von 60 (2017) auf 84 (2018), im Kreis Reutlingen von 102 auf 135. Insgesamt, so Kopp, kamen bei mehr als einem Drittel der alkoholbedingten Unfälle Personen zu Schaden.

Jeder fünfte Verkehrsunfall mit Toten oder Schwerverletzten passiert, weil jemand zu schnell fährt: Bei Geschwindigkeitskontrollen registrierte die Polizei im Präsidiumsbereich 89 500 Verstöße. 1255 Fahrverbote gab es. 7940 Autofahrer waren nicht angeschnallt, 461 Kinder nicht richtig gesichert. Fast 6800 Fahrer wurden erwischt, wie sie aufs Handy statt auf die Straße schauten.

2018 passierten wieder mehr Zweiradunfälle: 132 im Kreis Tübingen (2017: 111), davon 69 Unfälle mit dem Motorrad, 249 mit dem Fahrrad (davon 52 mit dem E-Bike). Ein 75 Jahre alter Radfahrer kam in Tübingen ums Leben. Im Kreis Reutlingen zählte die Polizei 251 Zweiradunfälle (2017: 243), 334 mit dem Fahrrad, 182 mit dem Motorrad. Rund die Hälfte war selbst verschuldet, knapp 50 Prozent davon passierten ohne Fremdbeteiligung. 4 Motorradfahrer starben. Hauptunfallursachen: überhöhte Geschwindigkeit und gefährliches Überholen.

Vergangenes Jahr kam kein Fußgänger ums Leben. 2017 waren in den Kreisen Tübingen und Reutlingen 4 Passanten tödlich verunglückt. Dafür wurden im Kreis Tübingen 17 Fußgänger schwer verletzt, das sind 12 mehr als im Jahr zuvor. Im Kreis Reutlingen ging die Zahl der Schwerverletzten von 27 im Jahr 2017 auf 14 zurück. In zwei Drittel der Fälle trugen andere Verkehrsteilnehmer die Schuld am Unfall.

Es kamen auch weniger Kinder zu Schaden: 28 im Kreis Tübingen (2017: 47), 6 wurden schwer verletzt (2017: 1). Es passierte nur ein Schulwegunfall (2017: 11). Im Kreis Reutlingen wurden 62 Kinder verletzt (2017: 70), 11 schwer (2017: 17). Rund 60 Prozent der Unfälle wurden von Kindern verursacht.

Auch bei den jungen Erwachsenen (18 bis 24 Jahre), die als Risikogruppe separat erfasst werden, gab es weniger Unfälle (Kreis Tübingen: 426, Kreis Reutlingen: 687) und deutlich weniger Tote. Im Kreis Tübingen starb niemand (2017: 4), im Kreis Reutlingen gab es 2 Tote (2017: 4). Dafür wurden mehr junge Leute schwer verletzt. Gut die Hälfte aller Unfälle verschuldeten sie selbst. Hauptursache: Vorfahrtsverletzung.

Weniger Lastwagen-Unfälle

Die Unfälle mit Senioren ab 65 Jahren stagnieren nach Auswertung der Polizei auf hohem Niveau (Kreis Tübingen: 404, Kreis Reutlingen: 729). Mehr als zwei Drittel waren selbstverschuldet. Hauptursachen: Vorfahrtsverstöße und Fehler beim Abbiegen, Wenden und Rückwärtsfahren.

Rückläufig waren Unfälle mit Lastwagen. Erfreulicherweise, so Polizeisprecherin Kopp, schlage sich das auch bei den Unfallfolgen nieder: Im Kreis Tübingen gab es keine Toten (2017: 3), im Kreis Reutlingen starb 1 Mensch (2017: 5). 68,5 Prozent der Unfälle hatten die Lastwagenfahrer verursacht.

Bei Kontrollen der Verkehrspolizei, oft auch in Zusammenarbeit mit Zoll und dem Präsidium Einsatz (ehemals Bereitschaftspolizei), wurden übers Jahr fast 4100 Lastwagen kontrolliert und davon mehr als 3040 beanstandet. 18 700 einzelne Verstöße hat die Polizei verzeichnet, überwiegend gegen die Sozialvorschriften. Vor allem waren Lenk- und Ruhezeiten nicht eingehalten worden. In 1670 Fällen wurden gefährliche technische Mängel geahndet.

Im Kreis Reutlingen ging die Zahl der Unfallflüchtigen von 1750 (2017) auf 1746 (2018) leicht zurück. Im Kreis Tübingen stieg sie leicht von 1008 auf 1023. Beide Kreise liegen damit laut Polizei weiterhin auf „hohem Niveau“. Nach wie vor, so Polizeisprecherin Kopp, flüchtete bei etwa jedem fünften Unfall ein Beteiligter. Polizisten konnten im Schnitt jedoch jeden dritten Unfallflüchtigen schnappen.

Die Polizei setzt auf Kontrollen und Prävention

Die Polizei orientiert sich bei Kontrollen am Unfalllagebild. Im Fokus werden sicher Geschwindigkeit, Drogen / Alkohol, Gurt und Handynutzung liegen.

Die Polizei investiert in Prävention: Die „Aktion sicherer Schulweg“, Polizeipuppenbühnen, die Radfahrausbildung der Viertklässler und Schulbustrainings – zahlreiche Projekte helfen, Kinder und Jugendliche für den Straßenverkehr fit zu machen.

Mit der Kampagne

NO GAME und dem Projekt P.A.R.T.Y. soll die Risikogruppe der jungen Fahrer für Gefahren wie Geschwindigkeit oder auch Drogen sensibilisiert werden.

Präventionsarbeit leisten die Beamten gezielt für Senioren. Ein Schwerpunkt bilden E-Bikes und Pedelecs. Zudem stehen Motorradfahrer im besonderen Fokus der Verkehrssicherheitsarbeit. Ein Aktionstag ist am 30. Juni in Hülben.

Polizeipräsident

Prof. Alexander Pick: „Wo wir als Polizei dazu beitragen können, hochriskantes und lebensgefährliches Verhalten im Straßenverkehr zu verringern, müssen wir weiter ansetzen.“

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Erstellt:
14.03.2019, 18:30 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 56sec
zuletzt aktualisiert: 14.03.2019, 18:30 Uhr

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