Gesundheit

Weniger Kranke, längere Krankschreibungen

Die Pandemie hat das Krankheitsgeschehen bei anderen gesundheitlichen Problemen beeinflusst. Besonders deutlich wird das bei Erkältungen und Grippe.

15.09.2021

Von HAJO ZENKER

Atemwegserkrankungen haben in der Pandemie deutlich abgenommen  wegen Abstand und Hygiene. Foto: Christin Klose/dpa

Atemwegserkrankungen haben in der Pandemie deutlich abgenommen wegen Abstand und Hygiene. Foto: Christin Klose/dpa

Berlin. In der Pandemie gibt es weniger Krankschreibungen, die dann allerdings länger ausfallen. Das ist ein Ergebnis des Fehlzeiten-Reports des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). So war unter den AOK-Versicherten vor Corona jeder Zweite mit einer Atemwegserkrankung einige Zeit arbeitsunfähig – in der Pandemie nur jeder Dritte. Allerdings verlängerte sich hier die durchschnittliche Krankschreibung von 6,4 auf 8,2 Tage. Bei anderen gesundheitlichen Problemen ist der Unterschied in den Fallzahlen nicht ganz so hoch, aber immer noch deutlich und ebenfalls jeweils mit einer längeren Krankheitsdauer verbunden. Bei einer psychischen Erkrankung dauerte die Abwesenheit im Schnitt vier Tage länger.

Der stellvertretende WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder erklärt die generelle Entwicklung damit, dass viele Beschäftigte aus Angst vor Ansteckung auf einen Arztbesuch verzichtet hätten. Gleichzeitig deute die längere Dauer darauf hin, dass die Erkrankten in der Pandemie stärker belastet gewesen seien.

Zufriedene leben gesünder

Bei der deutlichen Abnahme von Atemwegserkrankungen könne angenommen werden, dass die Abstands- und Hygieneregeln Ansteckungen vorgebeugt hätten. So fiel die vergangene Grippesaison erstmals seit Jahrzehnten faktisch aus. Damit rechnet allerdings der Chef der Ständigen Impfkommission, Thomas Mertens, nicht noch einmal. Gerade Menschen aus Risikogruppen sollten sich daher gegen Influenza impfen lassen. Dass zur Corona-Welle eine Grippe-Welle hinzukomme, müsse man unbedingt vermeiden. Mittlerweile sei auch klar, dass man sich gleichzeitig eine Impfung gegen Corona und ein Grippe-Vakzin – „an zwei unterschiedlichen Körperstellen“ – verabreichen lassen könne.

Eine weitere Beobachtung ist, dass Arbeitnehmer, die sich mit der Krisenbewältigung im Unternehmen zufrieden zeigen, etwa durch flexible Arbeitsmodelle, gesünder bleiben als Mitarbeiter, die unzufrieden sind. So waren Mitarbeiter, die ihren Betrieb als besonders anpassungsfähig und den kollegialen Zusammenhalt als gut erlebten, im Schnitt 7,7 Tage krank. Beschäftigte, die diese Faktoren hingegen als schlecht bewerteten, fehlten 11,9 Tage.

Die Daten der 15,6 Millionen AOK-Versicherten von März 2020 bis Juli 2021 zeigen, dass von ihnen 499?000 wegen Covid-19 krankgeschrieben wurden, also 3,2 Prozent. Wenig überraschend, so Schröder, waren Arbeitnehmer in Berufen, die sich nicht im Homeoffice erledigen lassen und nah an anderen Menschen sind, besonders betroffen. So lagen in der Betreuung und Erziehung von Kindern die Krankschreibungen wegen Covid-19 mehr als doppelt so hoch wie im Durchschnitt aller Berufsgruppen. Auch die Pflege war überproportional betroffen. Hajo Zenker

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Erstellt:
15.09.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 11sec
zuletzt aktualisiert: 15.09.2021, 06:00 Uhr

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