Umwelt

Wenig Interesse an Rückbau von Schottergärten

Grau im Garten ist in Baden-Württemberg inzwischen verboten. Betroffene Flächen werden aber trotz Zuschüssen mancher Kommunen kaum begrünt.

04.04.2022

Von lsw

Böfingen, Lettenwald, generell Schottergärten, die besonders schrecklich aussehen. Bild: Volkmar Könneke

Böfingen, Lettenwald, generell Schottergärten, die besonders schrecklich aussehen. Bild: Volkmar Könneke

Gartenbesitzer trennen sich offenbar ungern von Schottergärten. Obwohl Städte und Gemeinden im Südwesten den Rückbau der Steinwüsten sogar finanziell unterstützen, ist das Interesse mau. So verzeichnete beispielsweise Walldorf bisher keine einzige Anfrage, wie ein Stadtsprecher mitteilte. Bis zu 1300 Euro zahlt die Stadt, wenn die insektenfeindlichen Schotterflächen entfernt und Gärten stattdessen dauerhaft begrünt werden. „Bisher wurde noch kein Antrag gestellt“, sagte der Sprecher.

Auch Pforzheim will Gartenbesitzer mit bis zu 500 Euro unterstützen, wenn sie Schottersteine gegen Grünflächen, Blumen oder Stauden tauschen wollen. Bisher sei ein einziger Antrag eingegangen, teilte ein Sprecher mit. Karlsruhe hatte Ende 2021 für sechs Wochen ein zusätzliches Förderbudget für den Rückbau der Steinwüsten aufgelegt. Fast umsonst: Aus fünf Beratungen seien drei bewilligte Förderungen geworden, sagte ein Sprecher.

Nachfrage praktisch tot

Wie viele solcher Gärten es im Südwesten gibt, ist unklar. Der Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau hat keine Zahlen dazu, ebenso wenig wie der Landesnaturschutzverband. Neuanlagen solcher insektenfeindlicher Habitate sind seit der Novellierung des Naturschutzgesetzes im Juli 2020 im Südwesten ohnehin verboten.

Insgesamt sei die Haltung von Gartenbesitzern und auch Kommunen „erschreckend gleichgültig“, erläutert eine Sprecherin des Landesnaturschutzverbandes. Wenn Privatleute Schottergärten trotz des Verbots anlegten und das den zuständigen Baurechtsbehörden gemeldet werde, komme von dort oft keine Reaktion „oder stattdessen die Antwort, keine Kapazität zu haben, dem nachzugehen“.

Immerhin ist die Nachfrage bei Gartenbetrieben fürs Anlegen neuer Schottergärten um die Häuser praktisch tot, sagt ein Sprecher des Verbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau. „Kein redlicher Betrieb würde einen solchen Auftrag noch annehmen.“

Kies und Schotter statt Blumen und Gras: Im Südwesten gar nicht erlaubt, aber immer wieder zu sehen. Bild: Volkmar Könneke

Kies und Schotter statt Blumen und Gras: Im Südwesten gar nicht erlaubt, aber immer wieder zu sehen. Bild: Volkmar Könneke

Baden-württembergische Gartenbau-Betriebe berichten ebenfalls von wenig Nachfrage nach einem Rückbau. „Die Schotterliebhaber sind in der Regel sehr überzeugt von ihrem ,Garten’“, berichtet Thomas Westenfelder von der Firma Westenfelder Garten- und Landschaftsbau in Eggenstein-Leopoldshafen. Auch die Firma Mohr Garten- und Landschaftsbau in Gondelsheim meldet null Aufträge für Rückbau. Inhaber Markus Mohr hat jetzt 2000 Stauden gekauft und bietet sie ab Mai auf seiner Website an für einen Euro pro Stück – „für jeden, der einen Quadratmeter Schottergarten zurückbaut und dort eine dieser Stauden setzt“. dpa

Verwechslungsgefahr mit echten Steingärten

Ein Schottergarten ist nach Angaben des Landesnaturschutzverbandes eine Gartenfläche, die großflächig mit Schotter bedeckt ist, also mit gebrochenen Steinen mit scharfen Kanten, oder auch mit Geröll, Kies oder Splitt. Die Landesbauordnung schreibt im Südwesten für unbebaute Flächen Bepflanzungen vor. Nicht verwechseln sollte man Schottergärten mit echten Steingärten, welche natürliche Felslebensräume nachbilden und Lebensraum für Wildpflanzen, Eidechsen, Insekten und Spinnen bieten können.