Tennis

Wem gebührt die Hauptrolle im schweren Halbfinale?

Gegen Tschechien haben die Fed-Cup-Damen noch eine Rechnung offen. In Stuttgart sollen es die Asse Angelique Kerber und Julia Görges richten.

19.04.2018

Von HELEN WEIBLE

Angelique Kerber will in Stuttgart überzeugen: Auf ihr ruhen die Hoffnungen im Fed-Cup-Duell gegen Tschechien. Foto: Eibner

Angelique Kerber will in Stuttgart überzeugen: Auf ihr ruhen die Hoffnungen im Fed-Cup-Duell gegen Tschechien. Foto: Eibner

Stuttgart. Die Tennis-Fans können sich am Wochenende in der Stuttgarter Porsche-Arena auf ein deutsches Fed-Cup-Team in Bestbesetzung freuen. Die beiden Top-Spielerinnen Deutschlands schlagen im Halbfinal-Duell gegen Tschechien auf.

Die Weltranglistenelfte Julia Görges und Angelique Kerber (WTA 12) führen die DTB-Damen um Teamkapitän Jens Gerlach gegen den achtmaligen Gewinner an. Zudem sind die Bad Saulgauerin Tatjana Maria und die ewig junge Doppel-Spezialistin Anna-Lena Grönefeld im Aufgebot. Dieses Duo hatte im Viertelfinale mit ihrem Sieg im entscheidenden Doppel gegen Weißrussland den Halbfinaleinzug perfekt gemacht. Auch wenn es ein Teamwettkampf ist: Häufig entscheiden Einzelleistungen über Sieg und Niederlage. Die Tagesform werde letztendlich entscheiden, wer ins ersehnte Finale einzieht, prognostizierte der in Stuttgart geborene Gerlach.

Die deutschen Tennis-Damen standen letztmals 2014 im Endspiel. In Prag verloren sie damals gegen ihre tschechischen Widersacherinnen mit 1:3. Diesmal gilt es, Revanche zu üben: Kerber und Görges werden in den Einzeln mit Karolina Pliskova (WTA 6) und Petra Kvitova (WTA 10) zwei Top-Ten-Spielerinnen gegenüber stehen. Barbora Strycova (26) und die weniger bekannte Katerina Siniakova (52) wird Nationalcoach Petr Pala mutmaßlich für das Doppel einsetzen. Die Auslosung findet am Freitag (12 Uhr) im Stuttgarter Rathaus statt.

Ein Jahr nach dem Sieg der DTB-Damen gegen die Ukraine für den Klassenerhalt in der Weltliga ist der Stuttgarter Centre Court erneut Schauplatz für großes Tennis. Wer sich daran erinnert, der weiß, dass vieles anders gekommen war, als erwartet. Denn nicht etwa Angelique Kerber, damals noch Weltranglistenerste, sicherte den deutschen Damen die Erstklassigkeit, sondern eine Julia Görges war die Erfolgsgarantin mit ihren zwei Einzelsiegen und dem Punkt zum 3:1. Kerber hatte ein Match verloren und konnte auch im anschließenden Porsche Grand Prix nichts reißen: Sie verlor als zweifache Titelverteidigerin in der ersten Runde gegen die spätere Finalistin Kristina Mladenovic. Der April 2017 sollte der Auftakt einiger, gebrauchter Monate für Kerber sein. Erst Ende 2017 zeigte die Formkurve wieder nach oben.

Ihr neuer Trainer Wim Fissette machte aus der einstigen Konterspielerin eine gefährliche Angreiferin. Kerber ist wieder zuzutrauen, dass sie gerade die aufschlagstarken, großen Akteurinnen mit schnellen, selbstbewussten Attacken bezwingen kann. Die bisherige Bilanz spricht für die 30-Jährige. Gegen Pliskova stehen 7:3 Siege zu Buche, 5:5 lautet die Bilanz gegen Kvitova, die Görges erst ein Mal besiegen konnte. Pliskova war in zwei Duellen gegen Görges übrigens immer als Siegerin vom Platz gegangen. Aber auch „Jule“ ist momentan nahe ihrer Bestform: Sie verbesserte ihr Spiel vergangenes Jahr stetig. Und Görges ist besonders nervenstark; enorm wichtig in dem emotional aufreibenden Länderkampf. „Ich glaube an unsere Stärke und an unsere Mädels. Ich bin überzeugt, dass wir über die Qualität verfügen, um ins Endspiel einzuziehen“, sagte Gerlach. Und Kerber, die spürt, dass viel von ihr abhängen wird, meinte: „Es wird ein intensives und spektakuläres Wochenende.“

Die Frage bleibt dennoch offen, wer die Hauptrolle spielen wird. Die Chefin der deutschen Tennis-Frauen, Barbara Rittner, hat eine leise Ahnung und aus ihr spricht schließlich jahrelange Erfahrung: „Die Zuschauer können die entscheidenden Prozente bringen.“