Menschenrechtswoche

Welthandel und Pressefreiheit

Brauchen die Menschenrechte im digitalen Zeitalter ein Update? Das wird in einer Aktionswoche untersucht.

23.05.2020

Von Renate Angstmann-Koch

Der Verein „Menschenrechtswoche Tübingen“ organisiert die Veranstaltungsreihe zum sechsten Mal. Doch dieses Jahr ist alles anders. Es gibt keine große Auftaktveranstaltung mit Verleihung des Tübinger Menschrenrechtspreises, kein Fest in der Tübinger Altstadt und kein breit gefächertes Angebot der beteiligten Initiativen, das sich über die ganze Stadt erstreckt. Stattdessen planen sie eine digitale Variante der Menschenrechtswoche. Ihr Thema: „Menschenrechte 4.0 – Brauchen die Menschenrechte ein Update?“

An den Online-Vorträgen und Workshops können alle Interessierten von Zuhause aus teilnehmen. Die Informationen über die einzelnen Programmpunkte sind auf der Website mrw-tuebingen.de und über die Social Media Kanäle der Menschenrechtswoche auf Facebook und Instagram zu finden. Die Anmeldung erfolgt über einen zentralen Newsletter. Man muss sich einmalig mit einer E-Mail-Adresse registrieren und erhält dann jeweils einen Einladungslink für die jeweilige Plattform der Veranstaltung.

Geplant ist ein mehrtägiger „Hackathon“ „Circular Economy selber machen - Wie Du Deinen Beitrag zu einer nachhaltigeren Welt leisten kannst“ mit dem Kreislaufwirtschaftsexperten Christoph Soukup. Ebenfalls über die ganze Woche läuft eine interaktive Präsentation über Cybersex-Ausbeutung im

Internet von International Justice Mission. Angekündigt sind Beiträge eines Computerstrafrechtsexperten, eines BKA-Beamten und von Mitgliedern des Chaos Computer Clubs. Und es gibt eine Bastelaktion von Unicef zum Thema „Kinderrechte in Zeiten von Corona“.

Die Jungen Europäischen Föderalisten JEF laden am Montag, 25. Mai, um 18 Uhr zu Vortrag und Diskussion über „Pressefreiheit?“. Von 20 Uhr an geht es ebenfalls am Montag um „Frauenfeindliche Gruppierungen im Netz - Incels, Maskulinisten und TradWives“. Verantwortlich zeichnet die Feminismen-Hochschulgruppe.

Am Dienstag beginnt um 19 Uhr Chrostoph Soukus Vortrag als Auftakt zum „Hackaton“. Der Ring Politischer Jugend plant eine Podiumsdiskussion mit VertreterInnen der Jugendparteien und -organisationen zum Thema „Meinungsfreiheit in Zeiten von Fake News und Hate Speech“ am Mittwoch, 27. Mai, von 19 Uhr an.

Am Donnerstag lädt Amnesty International von 18 Uhr an zum Vortrag von Uwe Oestermeier vom Leibniz-Institut für Wissensmedien) ein. Das Thema: „Wie Datenkartelle Menschenrechte verletzen“. Von 20 Uhr an geht es um die elektronische Patientenakte. Federführend ist bei dieser Veranstaltung das Medinetz. Am Freitag lädt Fridays For Future von 18 Uhr an zu „System Change im Welthandel? Was kann ein Lieferkettengesetz änden?“ Am Samstag, 30. Mai, endet die Menschenrechtswoche mit einer Cryptoparty. ran

Nominiert für den Menschenrechtspreis

Der Verein Menschenrechtswoche hat für seine Arbeit 2017 den Jugendfriedenspreis der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen erhalten. Er sieht diesen Preis „als Ehre, aber auch als große Verpflichtung,“, den Dialog über die Menschenrechte aufrechtzuerhalten.

Seit 2017 wird auch der Tübinger Menschenrechtspreis verliehen. Die an der Menschenrechtswoche teilnehmenden Initiativen nominieren dazu Einzelpersonen oder Organisationen, die sich in Tübingen und seinem Umkreis für Menschenrechte einsetzen.

Nominiert sind dieses Jahr die Seebrücke Tübingen, der Sozialarbeiter des Asylzentrums Tübingen Ruben Malina und das Offene Treffen gegen Faschismus und Rassismus Tübingen OTFR.

Eine Jury entscheidet über die Vergabe. Sie setzt sich aus dem Organisationsteam der Menschenrechtswoche, dem Anwalt für Asyl- und Flüchtlingsrecht Manfred Weidmann, der Juristin Prof. Barbara Remmert und der Fachschaftenvollversammlung Tübingen zusammen. Auch das Publikum erhält eine Stimme. Die Öffentlichkeit kann digital abstimmen.

Die Preisverleihung wird digital stattfinden. Dabei werden die Nominierten mit kleinen Videos auf der Website und den Social-Media-Kanälen des Organisationsteams vorgestellt. Voraussichtlich wird am 30. oder 31. Mai veröffentlicht, wer die Preisträger sind.

Die bisherigen Preisträger waren der Anwalt Manfred Weidmann (2019), die Mahnwache für den saudischen Blogger Raif Badawi (2018) und Clara Böning mit ihrer Spielgruppe für Kinder von Geflüchteten (2017).