Alte Kantaten neu

Weltersteinspielung mit Capella Vocalis

Der Reutlinger Knabenchor hat erneut eine Weltersteinspielung von Telemann-Kantaten mit dem Südwestrundfunk aufgenommen.

03.08.2016

Reutlingen. Selbst bei den großen Komponisten der Vergangenheit gibt es immer noch unbestellte Diskographie-Felder. Wenn es dabei um Werke von Georg Philipp Telemann geht, wird die Musikwelt hellhörig: Der Komponist gehört zu den wichtigsten Vertretern der spätbarocken Musikepoche in Deutschland und bildete gemeinsam mit Bach das bekannteste Duo des Spätbarock in Deutschland.

Am vergangenen Sonntag hat der Reutlinger Knabenchor Capella Vocalis in der katholischen Kirche Peter und Paul erstmals die 1744 entstandenen Kantaten „Ich komme bald“, „Die ihm vertrauen“ und „Wachset in der Gnade und Erkenntnis“ eingespielt. Neben dem Chor sorgte das Barockorchester Pulchra musica für eine Wiedergabe, die historische Authentizität verspricht. Til Krupop (Knabensopran), Jan Jerlitschka (Altus) und Jonas Boy (Tenor) sind als Solisten zu hören.

Telemann galt zu Lebzeiten als Großmeister, sein kompositorischer Eifer ist gleichfalls grenzenlos. So hat er ein schier endloses Werk hinterlassen, das auch 250 Jahre nach seinem Tod noch nicht komplett gesichtet und wieder aufgeführt ist. 71 Kirchenkantaten vereint allein der 1744 in Nürnberg gedruckte Kantatenjahrgang „Musicalisches Lob Gottes in der Gemeine des Herrn“. Die Werke umfassen jeweils sieben Sätze und sind gekennzeichnet durch Telemanns typischen Stil. Ausdrucksstarke Arien und kommentierende Choräle werden gerahmt von weit dimensionierten und reich ?gurierten Chören.

Im Regelfall sind solche Aufsehen erregenden Produktionen großen Festivals vorbehalten. SWR 2 hat schon 2015 mit Capella Vocalis Ersteinspielungen von Telemann initiiert. Christian Bonath, als Spezialist für Alte Musik mittlerweile auch international renommiert, hat einen Großteil des schier unerschöpflichen Kantatenschaffens des Frankfurter Meisters gesichtet: „Es ist immer wieder aufs Neue faszinierend, wie gut die Qualität seiner Werke ist, daher wollen wir unseren Beitrag leisten, die Teile seines umfänglichen Schaffens, die noch nicht gesichtet sind, ans Licht zu bringen.“ST