Sportförderung

Kommentar: Weitblick wagen

Irgendwie war die Reaktion auf die Veröffentlichung der Potas-Analyse doch abzusehen: Die olympischen Disziplinen, die vorne landeten, sind ruhig, die aus dem hinteren Mittelfeld reagieren prompt.

21.09.2021

Von MANUELA HARANT

Im Fall des Deutschen Turnerbunds (Rang 23 von 26 Sportarten) selbstkritisch. Im Fall des Deutschen Basketball-Bundes (Rang 26 von 26) werden dagegen die Fehler eher im Bewertungssystem statt im eigenen gesucht.

Auf den ersten Blick erscheint es auch unverständlich, dass die Turner mit ihrer olympischen Silbermedaille von Lukas Dauser oder die Basketballer mit dem Viertelfinaleinzug in Tokio so schwach abschneiden. Doch das sportwissenschaftliche System, das als Grundlage für die Verteilung künftiger Fördermittel dient, nimmt eben vor allem auch die Nachwuchsathleten und die Verbandsstrukturen ins Visier – also das, bei dem die breite Öffentlichkeit weniger Einblick hat.

Insofern ist es richtig, dass sich der Deutsche Turnerbund hinterfragt, warum er trotz Kunstturn-Medaille so weit hinten rangiert. Ansätze lassen sich in den seit Jahren kränkelnden Disziplinen Trampolin und Rhythmische Sportgymnastik finden. Im Gegensatz dazu haben die Basketball-Verantwortlichen, die jetzt über das System schimpfen genau das bewiesen: Dass sie nicht gewillt sind, den Weitblick einzunehmen, der für eine langfristige Entwicklung ihrer Spitzensportler nötig ist. Und übrigens: 3x3-Basketball war in Tokio erstmals olympisch. Deutschland glänzte mit Abwesenheit.