Motetten-Streit

Weit ausgelegt

Zum Tübinger Motetten-Streit: Der Evangelische Stiftschor ist aus der Motette ausgestiegen. Dabei geht es auch um die Frage, wer das Opfer der Motetten-Besucher am jeweiligen Abend erhält.

02.03.2016

Von Wolfgang Jellinek

In dem Artikel werden finanzielle Proportionen und Querverbindungen innerhalb der Tübinger Motette dankenswert transparent gemacht. Aktuelle Veränderungen lassen den Stiftschor von den „angebotenen Möglichkeiten der Zusammenarbeit“ derzeit keinen Gebrauch machen – so der kirchenamtliche Blick auf das zu bedauernde Chor-„Exil“.

Dass sie den amtierenden Kantor „in der Erfüllung seines Auftrages ausdrücklich unterstützen“, haben die als Rahmengeber für das Musikleben in der Stiftskirche verantwortlichen (mehr im Stillen wirkenden?) Gremien der Stifts- und Gesamtkirchengemeinde die Unterzeichner eines Offenen Briefes (TAGBLATT vom 21. September 2012) anlässlich der Abschaffung des Motettenorchesters seinerzeit wissen lassen.

Offenbar werden Auftrag und Unterstützung, auch abseits von manch bisher Gepflogenem, recht weit ausgelegt. Fördernder Duktus und Toleranz können einen Arbeitgeber wohl auszeichnen. Wer aber kümmert sich, wenn es beim auszubalancierenden Umgang mit kirchenmusikalischen Ressourcen so vernehmlich knirscht?

Man würde sich eine nachhaltige Verständigung zwischen den hier Beteiligten – Gremien, Kantor, Musikern – über die konkrete Ausgestaltung der in einstiger Ausschreibung der Kantorenstelle ausdrücklich erwarteten „konstruktiven Kooperation mit vielen unterschiedlichen Menschen“ wünschen. Und angesichts immer neuer Motettenkonflikte hoffen, dass sich deren Klärung belebend für die musikalische Vielfalt und inspirierende Koexistenz im Musikleben der Stiftskirche auswirken wird.