Rottenburg · Leichtathletik

Weich gelandet: Eigene Sprunganlage im Garten gebaut

Der Rottenburger Hochspringer Lukas Gärtner (15) hat sich für das Training während Corona im Garten eine Sprunganlage gebaut.

13.04.2020

Von Werner Bauknecht

Hochsprung-Anlage Marke Eigenbau: Lukas Gärtner vor seinem Trainings-Gerät im Garten. Bild: Werner Bauknecht

Hochsprung-Anlage Marke Eigenbau: Lukas Gärtner vor seinem Trainings-Gerät im Garten. Bild: Werner Bauknecht

In seiner Altersklasse ist Gärtner in der deutschen Rangliste ganz vorne – im Hochsprung und beim 300 Meter-Lauf. Über 300 Meter führt er die Liste sogar seit den Württembergischen Hallenmeisterschaften in der U16 an. Seine Zeit: Herausragende 37,67 Minuten. Zur Erklärung: 400 Meter werden erst ab dem nächsten Jahrgang gelaufen. Aber auch im Hochsprung landet der Nachwuchsathlet unter den Top 3. Er übersprang immerhin 1,80 Meter, eine Höhe, die in dem Jahrgang selten gesprungen wird.

Lukas kam mit seinen Eltern und einem älteren Bruder 2015 aus Vancouver zurück, dort hatte sein Vater gearbeitet. Bereits mit vier Jahren begann der kleine Lukas mit der Leichtathletik. In Kanada hatte er einen Trainer aus Skandinavien, der ihm die Grundlagen vermittelte. Als sie wieder in Deutschland zurück waren, trat er erst der LAV Tübingen, dann dem TV Rottenburg bei, seit eineinhalb Jahren startet er auch für den Verein. Das Besondere bei ihm: Er hat einen privaten Trainer, Jonas Neuner aus Tübingen. Der trainierte ihn bereits bei der LAV Stadtwerke Tübingen. Einmal in der Woche trainieren sie gemeinsam, die anderen Male erhält er ein individuelles Trainingsprogramm. Aber nicht nur das: Gärtner gehört zur Talentförderung in Baden-Württemberg, das heißt, dass er einmal pro Woche am Stützpunkt in Stuttgart trainiert. „Ich komme damit auf 5 bis 6 Trainingseinheiten in der Woche“, sagt der Neuntklässler, der das Rottenburger Eugen-Bolz-Gymnasium besucht. So eine Einheit dauert dann im Normalfall 1 bis 2 Stunden. Nein, winkt Gärtner ab, man könne sich das nicht so vorstellen, dass er unzählige Sprünge über die Latte mache. „Da werden die Grundlagen geübt, mit denen man einen Sprung aufbaut“, erklärt er, „da macht man nur ein paar Sprünge in der Woche.“ Es sei bei seinem Sport die Vorarbeit, die zähle, und die sich in der Leistung niederschlage.

Während der Coronakrise muss Gärtner auf gar nicht mal so vieles in der Trainingsarbeit verzichten. „90 Prozent des Trainings kann ich draußen, auf dem Feld sozusagen, machen“, sagt er. Sprints, Läufe, alles was ihn schneller macht, kann er auf Asphaltwegen trainieren. Krafttraining macht er zu Hause, dazu kommt mittlerweile Fahrradfahren. „Das zieht das Training in die Länge – aber wir haben ja Zeit, solange keine Schule ist“, meint er lachend. Und dann kommt da noch seine selbst gebastelte Sprunganlage dazu. Im heimischen Garten neben dem Haus hat er sie aufgebaut – einschließlich Matte, damit er weich landet. Hier kann er zumindest rudimentär die Sprungtechnik trainieren.

Dabei hat er normalerweise „unfassbar gute Trainingsbedingungen“, wie Gärtner die Voraussetzungen beim TVR lobt. Er hat einen eigenen Schlüssel für die Sportanlage, außerdem kann er im Sportpark 1861 umsonst sein Krafttraining absolvieren. Vor allem aber – er kann schnell hinradeln. Für ihn gilt jetzt, an den Normen für die Jugend-Europameisterschaften 2021 und, vor allem, an denen für die olympischen Spiele 2024 in Paris zu arbeiten. Egal in welcher Disziplin.

Lukas Gärtner ist ehrgeizig, definiert für sich hohe Ziele. Dabei ist ihm noch nicht mal so ganz klar, für welche Disziplin er sich am Ende entscheiden wird. „Warum sollte ich mir nicht vornehmen, in vier Jahren in Paris bei den olympischen Spielen mitzumachen“, meint er, „ich habe vier Jahre Zeit, um zu trainieren und besser zu werden.“ Seine bisherige Entwicklung jedenfalls spricht nicht dagegen. Er wollte schon immer eher eine Individualsportart betreiben. „Mich hat am Hochsprung auch interessiert, wie sich die physikalischen Grundlagen umsetzen lassen bei so einem Sprung über die Latte“, erklärt das Nachwuchstalent. Gärtner ist übrigens der erste Athlet, der das gesamte Nachwuchsprogramm des Verbandes durchlaufen hat.

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Erstellt:
13.04.2020, 21:16 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 54sec
zuletzt aktualisiert: 13.04.2020, 21:16 Uhr

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