Olympia-Kanuten und Ruderer leiden unter gesundheitsgefährdenden Bedingungen auf der Regatta-Strecke

Wehe dem, der Wasser schluckt

Kanuten und Ruderer müssen im Trüben nach Olympia-Medaillen fischen. Das Schmutzwasser in Rio ist auch gesundheitlich bedenklich.

27.07.2016

Von DPA

Die EM-Goldmedaillen-Gewinnerinnen im Kanu-Sprint, Franziska Weber (links) und Tina Dietze, sind auch in Rio am Start. Foto: dpa

Die EM-Goldmedaillen-Gewinnerinnen im Kanu-Sprint, Franziska Weber (links) und Tina Dietze, sind auch in Rio am Start. Foto: dpa

Rio de Janeiro. . Sie sollen bei Olympia reihenweise Medaillen einfahren, doch kurz vor dem Startschuss bereitet Rios Schmutzwasser den deutschen Renn-Kanuten und Ruderern erhebliche Sorgen. „Solche schlechten Bedingungen habe ich bei Olympia noch nie erlebt“, echauffierte sich Kanu-Bundestrainer Reiner Kießler über die Zustände in der Lagune Rodrigo de Freitas.

Es gilt als fraglich, ob die brasilianischen Olympia-Organisatoren noch rechtzeitig Besserung schaffen können. Immer wieder kommt es in der rund 2,5 Quadratkilometer großen Lagune zu dramatischem Fischsterben – aus der Umgebung und von angrenzenden Hügeln fließen über mehrere Zuflüsse oft Abwässer hinein.

Die Olympia-Veranstalter haben sich zuletzt bemüht, das Problem etwas in den Griff zu bekommen. Mit Spezialreinigungsbooten wurde versucht, Müll zu bergen und die Wasserqualität zu verbessern. Aber Umweltschützer sprechen von rein kosmetischen Maßnahmen, es fehle ein flächendeckendes Klär- und Abwassersystem. Schwierig wird es vor allem bei Regen, wenn aus angrenzenden Stadtteilen und Favelas viel Dreck hereingespült wird.

Wer Wasser schluckt, kann krank werden. „Dann wird?s gefährlich. In solchen Momenten wird?s einem unwohl“, sagte London-Olympiasiegerin Franziska Weber, die im Kajak-Zweier über 500 Meter zusammen mit ihrer Partnerin Tina Dietze erneut olympisches Gold anpeilt.

Dabei ist Wasserkontakt kaum zu verhindern. „Es wird nicht möglich sein, dass man kein Wasser abkriegt. So sauber kann man nicht fahren“, urteilte Hans Gruhne, Schlagmann des Ruder-Doppelvierers.

Der Dreck ist nicht das einzige Problem in der Lagune. Obendrein haben die Athleten auch mit unterschiedlichen Wassertiefen und wildem Pflanzenwuchs zu kämpfen. „Wer eine Schlingpflanze erwischt, ist zum Verlieren verurteilt. Das ist ein ganz ekliges Gras“, berichtet Kießler.

Ob die Notmaßnahmen der Rio-2016-Organisatoren ausreichen, um halbwegs olympiareife Bedingungen zu schaffen, wird sich wohl erst am 6. August zeigen. Dann stehen die ersten Vorläufe der Ruderer an.