Rottenburg

Verrohung

Beim gesellschaftspolitischen Themenabend mit der CDU-Bundestagsabgeordneten und Beauftragten für Migration, Flüchtlinge und Integration im Kanzleramt Annette Widmann-Mauz in Ergenzingen ging es unter anderem um soziale Gerechtigkeit in der Bildungs- und Gesundheitspolitik („Bildung beginnt im Elternhaus“, 25. Juni, Rottenburger Seite).

03.07.2018

Von Emanuel Peter, Rottenburg

Im Staufener Missbrauchsskandal hat eine Mutter ihren Sohn zahlungskräftigen Männern zur Vergewaltigung angeboten. Wo beginnt die Verrohung unseres Denkens, Fühlens und Handelns, wo hört sie auf?

In Ergenzingen verkündete Annette Widmann-Mauz, dass der Bund lächerliche 3,5 Milliarden Euro für Kitas bereitstellt, Olaf Scholz (SPD) preist seine Erhöhung des Kindergelds an. Aber zwei Millionen Kinder in Hartz-IV-Familien erhalten keinen Cent, weil jedes Kindergeld mit den Hartz-Sätzen verrechnet wird: Sie bleiben ausgegrenzt, weil sie in der falschen Familie aufwachsen. Fast 50 Milliarden Euro hat der Bund zwischen 2007 und 2017 bei Hartz-IV-Empfängern an Kindergeld „gespart“. CDU/SPD gestehen ihnen pro Monat zwischen 22 und 72 Cent für Bildung zu. „Kinderarmut ist Elternarmut“ (Caritas). Reichen 5,6 Billionen Euro reines Geldvermögen für den Ausbau der Kitas und eine bessere Bezahlung von Erzieherinnen?

Wer protestiert, wenn Jugendliche aus der Schule, wenn Familien nachts wie Kriminelle verschleppt und „abgeschoben“ werden? Wenn Schwangeren und Müttern mit Kindern aus Afrika die Einfahrt ihres Rettungsschiffes nach Italien und Malta verwehrt wird? Sie sind vor Krieg, Hungersnot und Vernichtung ihrer Existenz geflohen, nachdem EU- und US-Konzerne ihren Boden und ihre Wasserrechte aufgekauft hatten. Kinder werden in Anker-Zentren kaserniert und ausgegrenzt – perspektivlos hier und in der Heimat. Verdrängung, Gleichgültigkeit und Verrohung des Denkens bilden den Nährboden für CSU/AFD.

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Erstellt:
03.07.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 41sec
zuletzt aktualisiert: 03.07.2018, 01:00 Uhr

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