Zu „Ein klangvoller Abschied“

Wahres Sperrfeuer

Der Tübinger Stephanuschor unter Tabea Flath sang Haydns Requiem in der Stiftskirche („Ein klangvoller Abschied“, 14. November, Regionale Kultur).

25.11.2017

Von Uwe Brauner, Tübingen

Es entging selbst Achim Strickers hochfeinem Gehör: dem Requiem präludierte ein vollendeter Kontrapunkt zwischen dem versprochenen Gratis-Eintritt für Bonuskarten-Inhaber und dessen Widerruf durch die Kartenverkäufer. Die konnten zwar nichts dafür, dass man versäumt hatte, sie von der noblen Geste des Stephanus-Chors zu unterrichten. Blamabel ist aber, dass sie sich der Unterrichtung durch einen Anwärter auf den freien Eintritt verweigerten. Der stand in meiner Person vor ihnen. Dabei hätten sie sich umwenden und die ihnen in meinem Mund unglaubhafte Wahrheit vom Konzertplakat ablesen können. Doch so weit, ihnen diesen Hinweis zu geben, kam ich gar nicht. Denn meine wiederholten Versuche, ihnen die frohe Botschaft nahezubringen, belegten sie sofort mit einem wahren Sperrfeuer präemptiv zurückweisender Besserwisserei.

So viel kampfkräftige Kommunikationsstärke ließ mir mein „unsinniges Gestammel“ auf den Lippen ersterben und mich, ganz durcheinander gebracht, auf jenem Plakat jetzt lesen, dass das von mir gemeinte Konzert in der Stephanuskirche stattfinde. Also hastete ich dorthin, fand sie verlassen vor – und hastete wieder zurück. Inzwischen war das Requiem in vollem Gange und meine Stimmung taugte kaum mehr zum Kunstgenuss.

Später wurde mir angetragen, von meiner Erledigung als „Visionär“ zu schweigen, da man ja schnell zur Einsicht meiner Wahrhaftigkeit gekommen – und ich somit der einzige Leidtragende gewesen sei: Das Vergessen höret also nimmer auf, die Liebe schon.