Stuttgart · VfB-Mitgliederversammlung
Wahl-Niederlage: Riethmüller wird nicht VfB-Präsident
Der Tübinger Osiander-Chef Christian Riethmüller (45) hat bei der Wahl zum Präsidenten des VfB Stuttgart gegen den Waldenbucher Unternehmer Claus Vogt (50) verloren.
Vogt wurde vorab von einigen Medien als leichter Favorit bezeichnet und steht künftig auch an der Spitze des zehntgrößten Vereins (71.739 Mitglieder) in Deutschland. Vogt bekam 1327 Stimmen, Riethmüller 1029. Es waren überraschend wenig Mitglieder in die Schleyerhalle gekommen. Vogt ist bis Oktober 2020 gewählt.
Drei Stunden dauerte die Mitgliederversammlung bereits, als die beiden Kandidaten ihre Reden halten durften. Riethmüller war zuerst an der Reihe und bekam viel Applaus. Er sei ein „Typ mit Ecken und Kanten“, der den Wahlkampf unterschätzt habe. Außerdem wolle er vermehrt Frauen und junge Menschen in den Verein einbinden. Das hatte er auch bereits in einem großen TAGBLATT-Interview angekündigt. Der 45-Jährige sagte auch zu, im Falle einer Niederlage den Präsidenten Claus Vogt unterstützen zu wollen. Der Tag der Wahl sei „ein entscheidender Wendepunkt“ für den VfB. Vogt redete länger, auch etwas sachlicher und bekam ebenfalls Zuspruch von den Mitgliedern, Riethmüller dagegen wirkte bei seiner Rede sehr authentisch und ehrlich.
Die beiden Kandidaten hatten einen fairen Wahlkampf betrieben und auf Giftpfeile gegeneinander verzichtet. Die kamen - zumindest gegen Riethmüller - aus anderer Richtung: Ein Screenshot eines Facebook-Kommentars war den Medien zugespielt worden, in dem Riethmüller gegen den VfB-Spieler Santiago Ascacíbar schoss – Riethmüller gestand auf der Versammlung den Fehler ein, er werde keine Facebook-Kommentare mehr schreiben. Auf diesen Kommentar hatte sich der beim VfB bekannte Online-Blogger Tim Artmann berufen, der in der Schleyerhalle auf die Bühne trat und eine klare Wahlempfehlung pro Vogt abgab.
Einen ausführlichen Bericht gibt es später auf tagblatt.de sowie in der Printausgabe am Montag.
Bier, Klubzentrum, Inklusion – was noch passierte
Ab Juli 2020 kommt das Bier im VfB-Stadion nicht mehr von Krombacher, sondern von Stuttgarter Hofbräu. Unter großem Jubel nahmen die Stuttgarter Anhänger diese Botschaft am Sonntag zur Kenntnis. „Für uns geht ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung“, sagte Hofbräu-Geschäftsleitungssprecher Martin Alber.
Für einen Gänsehaut-Moment sorgte Sebastian Brunner: Der behinderte VfB-Fan setzte sich am Rednerpult für Inklusion ein und bekam vom Verein prompt einen Praktikumsplatz.
Vorstandsboss Thomas Hitzlsperger kündigte an, ein neues Klubzentrum bauen zu wollen. Man habe bereits die Gespräche mit der Stadt Stuttgart aufgenommen. Das bisherige Zentrum ist bereits fast 40 Jahre alt.
Die „dunkelroten Tische“, also der direkte Austausch zwischen Fans und Funktionären, sollen auch im kommenden Jahr fortgeführt werden. Einen solchen hatte es auch mit den beiden Präsidentschaftskandidaten gegeben.
Ex-Präsident Wolfgang Dietrich wurde von den Mitgliedern nicht entlastet. Fast 79 Prozent (1567 Mitglieder) stimmten gegen die Entlastung.
Der VfB Stuttgart möchte künftig Frauen- und Mädchenfußball anbieten, jedoch habe man aktuell nicht die Kapazitäten dazu. Es gebe Verhandlungen mit der Stadt, um neue Plätze zu bekommen.