Kugeln und Lichterregen

WTG-Ausschuss entschied sich für neues Konzept bei Rottenburger Weihnachts-Deko

Lichtvorhänge sowie weiß und rot leuchtende Kugeln, beides über die Wege der Fußgängerzone gespannt, bekommt die Stadt Rottenburg wahrscheinlich als Weihnachtsbeleuchtung. Ziel ist es, dass es schon dieses Jahr klappt.

10.03.2016

Von Gert Fleischer

Weiße und rote Kugeln sowie Lichterregen gehören wahrscheinlich zur künftigen Rottenburger Weihnachtsbeleuchtung. Fotomontage: Blachere Illumination

Weiße und rote Kugeln sowie Lichterregen gehören wahrscheinlich zur künftigen Rottenburger Weihnachtsbeleuchtung. Fotomontage: Blachere Illumination

Rottenburg. „Es ist wichtig, dass die Glocken nicht unter Denkmalschutz gestellt werden“, scherzte Oberbürgermeister Stephan Neher, als er am Dienstagabend die Sitzung des Betriebsausschusses Wirtschaft Tourismus Gastronomie (WTG) eröffnete. Das ist ein neues Gremium, seitdem die vormalige Wirtschafts- und Tourismus GmbH aus steuerlichen Gründen zu einem städtischen Eigenbetrieb gemacht wurde. Neher meinte die mit Tannengrün umwickelten Glocken, die ein paar Lichtchen im Gerippe haben und eine goldfarben umhüllte Kugel als Schwengel. CDU-Stadträtin Gabriele Hagner hatte sich ironisch über diese Glocken geäußert. WTG-Betriebsleiterin Elke Spielvogel meinte, die Glocken würden seit 2001 aufgehängt.

„Es war ein recht langer Weg, bis wir uns geeinigt haben“, sagte Udo Wolf von der österreichischen Firma Blachere Illumination, der das Konzept präsentierte. Als ganz neues Element kämen, falls auch der Gemeinderat dem Konzept zustimmt, weiße und rote, unterschiedlich große Kugeln hinzu. Es handelt sich um farbig umwickelte Strukturen aus Aluminium, die mit vielen LEDs bestückt sind. Die Kugeln werden in größeren Abständen über die Straßen der Fußgängerzone gespannt.

Die roten Kugel, erläuterte Wolf dem Ausschuss, habe das Team aus der roten Zitrone des Stadtsignets entwickelt. Weiß und Rot sind nicht nur die Farben des Nikolaus-Gewands, sondern auch die Rottenburger Stadtfarben. Auf einer Fotomontage zeigte Wolf Kugeln, die in den Kronen der Kastanien vorm Café „Amadeus“ hängen. Auch das schmale Kreuzgässle hatte er per Bildmontage illuminiert: Dort leiten Einzelkugeln Besucher vom Parkhaus Alte Welt zum Marktplatz.

Ein weiteres Element nennt sich Lichterregen oder Lichtervorhang. Das sind eng aneinandergereihte, unterschiedlich lange LED-Ketten, die eine flächige Wirkung erzielen.

Diese neuen Dekorationselemente sollen zwischen Bahnhof und Marktplatz, zwischen Marktplatz und Spittel und später, wenn die neue Stadtbibliothek fertig ist, zwischen Marktplatz und Bischöflichem Palais eingesetzt werden.

Die Glocken haben keine Zukunft mehr, andere Teile der bisherigen Weihnachtsbeleuchtung aber stehen nicht zu Disposition. Beispielsweise die laut Stadtplanungsamtsleiterin Angelika Garthe „wunderschöne, für Rottenburg typische“ Giebelkantenbeleuchtung. Auch die mit LED-Ketten an Ästen und Zweigen filigran markierten Laubbäume sollen bleiben. Sie können, wenn ein Baum ein Stück gewachsen ist, verlängert werden.

Diese Art, Bäume zu schmücken, die Rottenburg schon sehr früh praktizierte, lobte Udo Wolf: „Besser kann man einen Baum gar nicht schmücken“, sagte er und meinte den Spitzahorn vorm Bischöflichen Ordinariat. „Da hat jemand mit Liebe zum Detail gearbeitet. Wir waren vollkommen überrascht. Wir kommen rum, aber das haben wir noch nirgends so schön gesehen. Ganz große Klasse!“ Diese Art, vorweihnachtliche Stimmung zu erzeugen, sei sehr modern und zugleich traditionell.

Festen Stand haben auch die großen Weihnachtsbäume auf dem Marktplatz und bei der Zehntscheuer. Und die kleinen, mit LEDs übersähten Tannen oder Fichten, die die Einzelhändler voriges Jahr zum zweiten Mal vor ihre Geschäfte stellten, sollen ebenfalls ins Gesamtkonzept eingebunden werden.

Blieb noch die Finanzierung zu klären, denn im Haushalt ist dieses Jahr kein Geld vorgesehen. Auch wenn es ihm „ein bissl weh“ tue, empfahl Baubürgermeister Thomas Weigel, die geplante neue Beleuchtung des Marktplatzes um ein Jahr zu verschieben und die dafür vorgesehenen 70 000 Euro fürs Weihnachtslicht zu verwenden. 30 000 Euro gebe KIR hinzu. So könnten Material und Aufhängearbeiten bezahlt werden. Letzteres werde „spannend“, meint Weigel, weil die Spannvorrichtungen und die Stromanschlüsse mit jeden Hauseigentümer abgesprochen werden müssen. Bei vier Ja-Stimmen und zwei Enthaltungen empfahl der WTG-Ausschuss dem Gemeinderat, Konzept und Finanzierung so zu beschließen.

Die braven, aber etwas dürren Glocken haben ausgeläutet

Die Glocken, die in der Vorweihnachtszeit vereinzelt über den Straßen baumelten, waren Ausgangspunkt für einige Leute, sich Gedanken über einen neuen, schöneren und besseren Weihnachtsschmuck für die Rottenburger Innenstadt zu machen. Die Arbeitsgruppe „Gestaltung und Atmosphäre“ innerhalb der Initiative „Kaufhaus Innenstadt Rottenburg“ (KIR), hat sich mit dem Thema befasst und der Stadt das Unternehmen Blachere Illumination vorgeschlagen, das nach KIR-Meinung gute Ideen hat. Beim KIR sind Stadt, Handels- und Gewerbeverein (HGV) und WTG beteiligt.