Tübingen

Vorzüglich

Die Studie von Niklas Krawinkel über das Engagement des früheren Tübinger Oberbürgermeisters Hans Gmelin in der NS- und der Nachkriegszeit ist fertig („Zu Deportations-Verhandlungen beigetragen“, 20. Februar).

27.02.2018

Von Jens Rüggeberg, Tübingen

Wegen einer „gewissen Skepsis gegenüber dem Vorhaben“ habe ihm der „Altenverein“ von Gmelins Verbindung Normannia keinen Zugang zu ihrem Archiv gewährt, schreibt Niklas Krawinkel in der Vorbemerkung zu seinem Forschungsbericht über Hans Gmelin. Das entspricht den Erfahrungen mit einer anderen studentischen Verbindung, die Manfred Hantke in seinem „Übrigens“ vom 18. Januar 2018 schilderte. Hantke resümierte: „Verschleiern und Verdunkeln ist auch bei den Verbindungen noch die Regel, Aufklärung die Ausnahme." Und lobte die Königsgesellschaft Roigel, die sich jetzt für ihre NS-Vergangenheit entschuldigte.

Andreas Strecke, Vorsitzender des „Arbeitskreises Tübinger Verbindungen“ und Mitverantwortlicher der Stadtmuseumsausstellung „Burschen und Bürger“, warf Hantke daraufhin vor, die Erkenntnisse dieser Ausstellung zu ignorieren. Worin aber bestanden die? Auf der Ausstellungstafel „Verbindungen in der NS-Zeit“ war unter anderem zu lesen gewesen: „Studentenverbindungen wird oft eine nationalistische Orientierung vorgeworfen. Dabei sind sie sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart politisch unabhängig.“ Und im Ausstellungskatalog? Nichts zum Thema.

Ausstellungsmacher Strecke ist die einschlägige Fachliteratur zu empfehlen, zum Beispiel von Manfred Schmid, Sonja Levsen oder jetzt eben Niklas Krawinkel, dessen vorzügliche und materialreiche Studie über Gmelin auch das völkisch-nationalistische Milieu der studentischen Verbindungen der zwanziger und dreißiger Jahre beleuchtet (S. 22 ff.).