Spielwaren
Vor Weihnachten: Spielzeughersteller warnen vor Engpässen und Preissteigerungen
Hersteller wie Ravensburger, Schleich oder Playmobil leiden unter Materialmangel. Manches wird es vor Weihnachten nicht mehr geben.
Während Lego Deutschland keine „nennenswerten Störungen“ feststellt, aber von einer „sehr dynamischen Versorgungslage“ spricht, wird Playmobil gegenüber der „Wirtschaftswoche“ deutlich: Es werde ein „deutlicher Engpass im Dezember“ erwartet. Playmobil-Produkte werden dann nicht überall verfügbar sein, „weil wir mit extremen Materialengpässen zu kämpfen haben“, sagte ein Unternehmenssprecher. Verantwortlich seien vor allem knappe Verpackungsmaterialien und fehlende Elektronikteile aus dem asiatischen Raum.
Auch Schleich mit Sitz in Schwäbisch Gmünd, berichtet von Problemen. „Im Weihnachtsgeschäft 2021 stehen wir bei circa 20 Prozent unserer Produkte vor besonderen Herausforderungen“, sagt eine Sprecherin auf Anfrage. Dies betreffe vor allem die Neuheiten aus den beiden Themenwelten „Horse Club“ und „Dinosaurs“. Einzelne Spielsets und Figuren könnten daher von Dezember an nicht rechtzeitig lieferbar sein. Und das, obwohl Schleich mit den Lieferanten den Rohstoffbedarf bis zu zwei Jahre im Voraus vereinbare und große Bestände bis Ende 2022 eingeplant habe. Materialengpässe führten nun dennoch zu Lieferschwierigkeiten.
Auch Ravensburger rechnet bei einzelnen Produkten mit Verzögerungen. Es könne passieren, dass eventuell nur kleinere Chargen davon ausgeliefert werden, sagt eine Sprecherin. Grundsätzlich sei Ravensburger ein Unternehmen mit sehr hoher Lieferfähigkeit, „da wir den größten Teil unserer Produkte selbst und auch in hoher Fertigungstiefe in unseren beiden Werken in Ravensburg und Policka, Tschechien, produzieren.“ Damit sei das Unternehmen weniger auf Zulieferungen angewiesen.
Für Hersteller und Handel ist das eine schwierige Situation, schließlich macht das Weihnachtsgeschäft in der Spielwarenbranche laut Statistischem Bundesamt rund 22 Prozent des Jahresumsatzes aus. Im Jahr 2021 werden sich die Umsätze mit Spielwaren in Deutschland laut Schätzungen auf rund 8,4 Milliarden Euro belaufen.
Zusammenfassend stellt Ulrich Brobeil, Geschäftsführer des Deutschen Verbands der Spielwarenindustrie (DVSI) fest: „Die Situation bei den Frachtkapazitäten ist nach wie vor angespannt, sowohl auf See als auch auf Schiene. Man rechnet damit, dass das noch bis Mitte kommenden Jahres andauert“. Die Zeit von der Auftragserteilung über die Produktion in Asien bis hin zur Lieferung nach Deutschland habe sich verdoppelt, wie ihm einige DVS-Mitglieder berichteten.
„Hinzu kommen fehlende Rohstoffe wie etwa Papier oder Frachtraten für Standardcontainer, die gleichsam explodiert sind.“ Seine Empfehlung ist klar: Eltern sollten sich frühzeitig Gedanken darüber zu machen, was die Kinder für Spielzeug-Vorlieben haben. „Sich darauf zu verlassen, dass es Online-Anbieter auch drei Tage vor Heilig Abend noch richten werden, dürfte in diesem Jahr eine riskante Strategie sein.“
Auch Astrid Mohr, Pressereferentin der Verbraucherzentrale NRW stimmt dem zu: „Wer jetzt schon sicher weiß, was er schenken möchte, sollte sich frühzeitig um die Besorgungen kümmern.“ Dabei lohne es sich, Preise und Angebote nicht nur in Online-Shops, sondern auch im stationären Handel zu vergleichen, da hier bereits sehr rechtzeitig Ware eingekauft werde und die Waren nicht so starken Preisschwankungen unterliegen. Wobei sie auch klar sagt: „Niemand sollte sich zu Panikkäufen verleiten lassen.“
Preise steigen kontinuierlich
Die Preise für Spielwaren sind im Durchschnitt bereits gestiegen und werden das laut Experten weiter tun. Davon geht auch DSVI-Geschäftsführer Ulrich Brobeil aus. Simba-Dickie erhöhte die Preise in diesem Jahr um rund fünf Prozent, für 2022 rechnet Geschäftsführer Uwe Weiler laut „Wirtschaftswoche“ mit weiteren acht bis zehn Prozent.
Das Stuttgarter Unternehmen Price Intelligence hat im Auftrag des Wirtschaftsmagazins herausgefunden, dass sich gerade im Spielwarensegment Lieferengpässe und Logistikschwierigkeiten bereits deutlich bemerkbar machen. Die Zahl der verfügbaren Produkte gehe in einzelnen Kategorien zurück, gleichzeitig stiegen die durchschnittlichen Preise. So sei der für Preis für Spielfiguren im Onlinehandel seit August im Schnitt um fast 2,3 Prozent gestiegen. Die Anzahl der von Onlinehändlern angebotenen Figuren sei um 13 Prozent gesunken.