Unternehmen

Von der Schülerfirma zum Start-up

Black Forest Soap Factory: Mit veganer Seife, in Pappverpackung und CO2-neutral geliefert, liegen drei junge Männer aus dem Schwarzwald voll im Zeittrend. Als Schüler kamen sie eher zufällig zu den Waschstücken. Jetzt treiben sie mit frischem Unternehmergeist ihr erfolgreiches Start-up im Nebenjob voran. Ihre neueste Kreation heißt „Black Rose“.

17.12.2021

Von TEXT: Dunja Bernhard|FOTOs: Wirtschaftsförderung Freudenstadt, Unternehmen

Kai Stehle, Daniel Schwarz und Maximilian Schlör (von links) sind die Macher hinter dem Start-up Black Forest Soap Factory. Im Keller des elterlichen Hauses Schlör haben sie ihre Seifengießerei eingerichtet.

Kai Stehle, Daniel Schwarz und Maximilian Schlör (von links) sind die Macher hinter dem Start-up Black Forest Soap Factory. Im Keller des elterlichen Hauses Schlör haben sie ihre Seifengießerei eingerichtet.

Handseife mit Orangenduft, Haarseife mit Ingwer, vegan, plastikfrei und CO2-neutral versendet. In jedes Stück ist ein Schwarzwaldmotiv gegossen. Das klingt nach Beauty-Produkt und Wellness-Welle.

Doch hinter dem Freudenstädter Start-up stehen drei junge Männer, gerade der Schule entwachsen und doch schon mitten im Leben. Maximilian Schlör ist im ersten Semester des Dualen Studiengangs Hotel- und Gastromanagement und arbeitet in Ettlingen, Daniel Schwarz lernt im dritten Jahr Koch, beide sind 19 Jahre alt, und der 20-jährige Kai Stehle macht eine Ausbildung zum Land- und Forstmaschinenmechatroniker.

Schlör und Stehle waren bei der Schülerfirma dabei (siehe Infokasten) und wenn man sie fragt: „Wieso Seife?“, dann sagt Schlör: „In der Retrospektive wissen wir das gar nicht mehr so genau.“ Sie waren im Seminarkurs fünf Schüler, die sich überlegen mussten, welches Produkt leicht herzustellen ist und nachgefragt wird. Irgendetwas „mit Schwarzwald“ sollte es sein. Ein Seminarkursteilnehmer brachte dann ein Seifenstück aus Regensburg mit. „Das hat uns begeistert.“ Obwohl sie „fünf Jungs“ waren, hätten sie darin das größte Potenzial gesehen. Und lagen damit richtig.

Die Jury des Instituts für deutsche Wirtschaft überzeugten Produkt und Konzept. Als erste Schülerfirma des Freudenstädter Kepler-Gymnasiums wurden die fünf Kursstufenschüler mit dem Titel „Bestes Juniorunternehmen Baden-Württemberg“ ausgezeichnet. Das gab zweien von ihnen die Motivation weiterzumachen. Als dritten holten Maximilian Schlör und Kai Stehle Freund Daniel Schwarz dazu.

Sie teilten die Aufgaben in ihrem Unternehmen unter sich auf. Maximilian Schlör ist für Marketing und Vertrieb zuständig, Daniel Schwarz übernimmt Buchhaltung und Finanzen und das „Technische“, Kai Stehle kümmert sich um Verwaltung und Produktion. Für alle drei ist das Start-up ein Nebenjob zu einer Vollzeitausbildung.

„Wir sind autodidaktisch veranlagt“, sagt Schlör auf die Frage „Woher wusstet ihr, wie man Seife herstellt?“ Sie mischten flüssige Seifenrohmasse mit Düften und Farben und gossen sie in Silikonformen. Doch mit dem Stempel ließ sich in das ausgehärtete Stück kein Motiv pressen. Also musste ein 3D-Drucker her, der die Motive Tannenbäume, Fuchs oder Freudenstadt-Silhouette schon in der Form anlegte. „Die Seifen von heute sind mit denen von damals nicht zu vergleichen“, sagt Schlör und erinnert sich, dass die Schüler bis nachts um halb 12 Uhr Seifen gossen, weil sie nur drei Wochen Zeit hatten, um für den Weihnachtsmarkt zu produzieren. Den Erlös aus der damaligen Schülerfirma spendeten die Jugendlichen einem sozialen Zweck.

Neue Gerätschaften, mit dem ersten Erlös des Start-ups und einem Kredit von den Eltern finanziert, haben die Produktion ausgereifter und schneller gemacht. Dennoch stehen die drei jetzt vor dem Weihnachtsgeschäft zwei Tage in der Woche im Keller des Hauses in der Freudenstädter Alfredstraße und stellen in einer ehemaligen Wurstküche Seifen her. Neben dem Onlinegeschäft erhält die Black Forest Soap Factory Aufträge von Unternehmen aus dem Landkreis und Hotels. 200 bis 300 Seifen mit dem gleichen Motiv sind schneller hergestellt als viele Einzelstücke. Seit damals haben sie ihre Produktion fast verdoppelt, berichtet Schlör. „Wir haben daran geglaubt, dass es so kommen wird“, sagt Daniel Schwarz. Ihren jetzigen Gewinn stecken die jungen Männer wieder in die Firma.

Sie haben auch schon daran gedacht, einen Schüler als Minijobber anzustellen. „Der hat mehr Zeit als wir“, erklärt Schwarz ihre Überlegung. Doch die Bürokratie lässt sie zögern. Im August 2020, als aus der Schülerfirma ein richtiges Unternehmen werden sollte, da hätten sie fast noch hingeschmissen. Gewerbeanmeldung. Nutzflächenänderung für den Kellerraum. „Da war ich von der deutschen Bürokratie echt genervt“, sagt Schlör. Doch online gebe es tolle Angebote, worauf ein Firmengründer achten muss und wie sich eine Homepage gestalten lasse. Ein Workshop in der Schule hatte sie auf rechtliche Dinge vorbereitet.

Im Oktober 2020 führten die Jungunternehmer ein Rebranding mit einem prägnanteren Logo durch. „Wir wollten einen Cut setzen zur Schülerfirma.“ Die Initiative Gründer.Freuden.Stadt. der Wirtschaftsförderung kam für sie zu spät. Bei einem Gründerfrühstück im Campus konnten sie schon von ihren Erfahrungen berichten. Aber der Austausch mit anderen Jungunternehmern und Start-up-Gründern sei gut und wichtig.

Als Ziel nennen Schlör und Schwarz: „Weiter wachsen“. Sie könnten schon jetzt mehr machen, wenn sie mehr Zeit hätten.

Der Name Black Forest Soap Factory ist Programm: Schwarzwaldmotive prägen die Seifen.

Der Name Black Forest Soap Factory ist Programm: Schwarzwaldmotive prägen die Seifen.

Das Start-up Black Forest Soap Factory

ging aus einer Schülerfirma hervor, die im Programm „Junior expert“, einer Initiative des Instituts für deutsche Wirtschaft (IW), entstanden ist. Angeleitet hat die einst fünf Schüler des Freudenstädter Kepler-Gymnasiums Schulpate und Seminarkursleiter Christoph Rempfer, der ihnen Wissen aus den Bereichen Wirtschaft und unternehmerisches Handeln vermittelte. Das IW ist ein privates Wirtschaftsforschungsinstitut, das sich mit Wirtschafts- und Sozialpolitik, dem Bildungssystem und dem Arbeitsmarkt beschäftigt.