Tina Hermann wird bereits vor der Skeleton-WM in Igls als weltbeste Pilotin gefeiert

Von der Newcomerin zur Top-Favoritin

Tina Hermann betrat erst im vergangenen Winter die internationale Bühne. In dieser Saison gehört sie zu den weltbesten Pilotinnen in dem waghalsigen Sport. In Igls ist sie Top-Favoritin auf den WM-Titel.

18.02.2016

Von SID

Mit dem Kopf voraus, das ist ihre Passion: Skeleton-Pilotin Tina Hermann nimmt Kurs auf ihren ersten WM-Titel. Foto: dpa

Mit dem Kopf voraus, das ist ihre Passion: Skeleton-Pilotin Tina Hermann nimmt Kurs auf ihren ersten WM-Titel. Foto: dpa

Igls. Ihren Aufstieg in die Weltspitze und den Kampf um WM-Gold hatte Tina Hermann nicht im Kopf, als sie sich erstmals kopfüber in den Eiskanal stürzte. 16 Jahre war sie damals alt, wollte Skeleton einfach mal ausprobieren - und verliebte sich dann doch in diesen waghalsigen Sport.

"Mit dem Kopf voraus auf den Schlitten springen, dann mit 120 km/h so knapp über dem Eis - das ist Wahnsinn", sagt Hermann: "Danach war direkt klar: Ich will da wieder runter, nochmal und nochmal." Also folgten unzählige Fahrten. Heute ist Hermann 23 Jahre alt, sie ist das Gesicht des Generationswechsels im deutschen Skeletonsport - und am Freitag und Samstag Topfavoritin auf den WM-Titel im österreichischen Igls. Hermann wäre die erste deutsche Weltmeisterin seit Marion Thees 2011, noch vor einem Jahr war das eigentlich unvorstellbar. Doch dieser Winter verläuft geradezu märchenhaft für die Bayerin.

Erst in der vergangenen Saison hatte Hermann ihr Weltcup-Debüt gegeben, in acht Rennen schaffte sie eine Podestplatzierung. Seit Dezember geht es nun Schlag auf Schlag. Der erste Weltcup-Sieg in Winterberg war beachtlich, die Erfolge auf den Übersee-Bahnen in Park City und Whistler echte Ausrufezeichen. Hermann kommt als Weltcup-Gesamtführende nach Igls, hat vier von sieben Rennen gewonnen. "Hätte mir all das vor der Saison jemand gesagt, das hätte ich niemals geglaubt", sagt Hermann: "Das kam alles sehr plötzlich."

Und es schlägt sich deutlich im medialen Interesse nieder, vor der WM muss Hermann viele Fragen beantworten. Für ihren Sport ist das ein gutes Zeichen. Hinter Rodeln und Bob ist Skeleton hierzulande die kleinste Nummer im Eiskanal, und um das zu ändern, sind deutsche Erfolge unersetzlich. Hochdekorierte Athleten wie Frank Rommel, Marion Thees und Anja Huber-Selbach haben seit den Olympischen Spielen in Sotschi ihre Karrieren beendet, der nationale Verband BSD richtet längst alles auf Pyeongchang 2018 aus.

Vor allem durch Hermann eröffnen sich nun viel früher als erwartet neue Möglichkeiten. Auch Jacqueline Lölling (21), im vergangenen Jahr völlig überraschend Vizeweltmeisterin auf ihrer Heimbahn in Winterberg, überzeugte in dieser Saison. Bei den Männern kann zudem Axel Jungk (Oberbärenburg/24) ab heute auf eine Medaille hoffen. Die Konkurrenz ist mit Seriensieger Martins Dukurs (Lettland) allerdings übermächtig. Auch Hermann stapelt tief. "Igls ist eine sehr kurze Bahn, wo man die sprintstarken Schnellstarter erst mal einholen muss", sagt die Deutsche, die vor allem fahrerisch überzeugt.