Reutlingen · Insolvenz

Alec Reiff: „Was passiert ist, tut selbstverständlich weh“

2017 verkaufte die Reiff-Gruppe ihr Reifengeschäft, das unter neuer Führung am Dienstag Insolvenz anmelden musste. Darüber spricht einer der Geschäftsführer der Reiff-Gruppe.

13.02.2020

Von Thomas de Marco

Symbolbild: Alkimson / fotolia

Symbolbild: Alkimson / fotolia

Als die Reutlinger Reiff-Gruppe ihr Reifengeschäft 2017 verkauft hat, war Alec Reiff der Gesamtverantwortliche für diesen Bereich – und der festen Überzeugung, dass die Trennung vom Reifengeschäft der richtige Schritt war. „Die Idee war, den europäischen Reifenhandel zu konsolidieren und ein Gegengewicht zu den Reifenherstellern zu schaffen“, sagt Alec Reiff. Denn die Hersteller hätten gut verdient, der Reifenhandel dagegen zu wenig – eine Unwucht. Auch, weil für die gleichen Produkte der Hersteller in verschiedenen Ländern unterschiedliche Preise verlangt wurden.

Von der aktuellen Entwicklung bei der „Reiff Reifen und Autotechnik GmbH“ ist auch Alec Reiff völlig überrascht worden. „Wir waren bis vor drei Wochen noch der Meinung, dass wir unseren Reifenhandel in den besten Hafen abgegeben haben“, sagt er. Weil Reiff die Konsolidierung des europäischen Marktes nicht selbst stemmen konnte, hätte das jemand anders übernehmen sollen – „European Tyres Distribution Limited“ mit Sitz in London, hinter dem der US-amerikanische Finanzinvestor Bain Capital Private Equity stand, schien damals denn auch die richtige Option gewesen zu sein. Schließlich war vor diesem Verkauf lange verhandelt worden.

„Was nun passiert ist, tut selbstverständlich weh“, sagt Alec Reiff. Schließlich habe er nach wie vor Verbindungen zur Belegschaft, „mit vielen bin ich per Du.“ Er sieht Deutschland weiterhin als wichtigsten Reifenmarkt in Europa und hält den Reiff-Einzelhandel immer noch für eine „Perle“.

Alec Reiff. Archivbild: Thomas de Marco

Alec Reiff. Archivbild: Thomas de Marco

Wie es zur aktuellen Entwicklung gekommen ist, dazu nimmt Alec Reiff keine Stellungen. „Ich erfahre das alles auch aus der Zeitung“, betont der geschäftsführende Gesellschafter der Reiff-Gruppe. Die Geschäfte der abgegebenen „Reiff Reifen und Autotechnik GmbH“ seien aber ordentlich gelaufen, hat er sich sagen lassen. Aber bei einer solchen Gruppeninsolvenz könne ein Tochterunternehmen die anderen mit in den Strudel reißen.

Als die Reiff-Gruppe 2017 ihr Reifengeschäft verkaufte, machte das noch 65 Prozent des Umsatzes aus. Das Unternehmen fokussiert sich seither als Partner der Industrie auf die Bereiche „Technische Produkte“ und „Elastomer-Technik“. Diese Strategie sei richtig gewesen, erklärt Alec Reiff. In diesen Bereichen beschäftigt die Reiff-Gruppe heute 850 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deutschland, Luxemburg, Belgien, Rumänien, Marokko und China. Und knüpft letztlich da wieder an, wo Gründer Albert Reiff als „Gummi-Reiff“ vor 110 Jahren begonnen hatte.