Fußball-WFV-Pokal

Von alleine gespielt

Drittligist VfR Aalen macht ernst und gewinnt vor 700 Zuschauern das WFV-Pokalspiel beim Landesligisten TSV Ofterdingen mit 9:0 (5:0). Mutiger Ofterdinger Beginn wird nicht belohnt.

04.09.2017

Von David Scheu

In der Halbzeit rollten einige junge Ofterdinger Fans ihr Plakat wieder ein – der Schriftzug schien nicht mehr so richtig zum Spielstand zu passen: „Wunder gibt es immer wieder“. An ein solches Wunder glaubten nach der ersten Hälfte aber nicht mal mehr die größten Optimisten unter den Ofterdinger Anhängern: 5:0 führte der favorisierte Drittligist aus Aalen, das Ding war durch.

Die Richtung des Spiels war relativ früh vorgegeben, 0:2 hieß es nach 11 Minuten aus TSV-Sicht. Erst traf Aalens Gerrit Wegkamp per Foulelfmeter (6.) – verursacht vom Ofterdinger Torwart Marvin Bock, der anstelle des eigentlichen Stammkeepers Leon Beuter spielte, geahnet vom Ergenzinger Schiedsrichter Manuel Digeser. Fünf Minuten später wackelte das Netz des Ofterdinger Tores schon wieder: TSV-Defensivspieler Andrej Schlecht grätschte die Kugel in höchster Not ins eigene Tor (11.).

Die beiden frühen Gegentore ließen die Ofterdinger Minimalchance auf eine Überraschung noch minimaler werden, da waren sich beide Trainer im Nachhinein einig. Bauer: „Wenn es lange 0:0 gestanden hätte, wäre es vielleicht spaßig geworden – so aber natürlich nicht.“ Aalens Peter Vollmann: „Unser Ziel war ganz klar ein frühes Tor. Danach hat sich das Spiel von alleine gespielt.“

Offensive Ofterdinger überraschen

Sowieso war Vollmann zufrieden mit der Einstellung seiner Profis, die beim Siebtligisten sehr seriös auftraten. Indiz dafür: die Aufstellung. In Ofterdingen spielten sieben Spieler von Beginn an, die vier Tage zuvor auch in der Liga gegen Erfurt in der Startelf gestanden hatten. „Wir haben das Spiel sofort ernst genommen und eine gute Einstellung gezeigt“, sagte Vollmann.

Dabei hatten die Ofterdinger wirklich mutig und offensiv begonnen – auch zwei, drei Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte waren in den ersten Minuten dabei. War’s zu offensiv? Aalens Coach Vollmann jedenfalls staunte in der Anfangsphase nicht schlecht, wie er nach dem Spiel zugab: „Es hat mich schon etwas gewundert, dass sie uns so mutig anlaufen. Denn es ist eigentlich schon erwartbar, dass wir bei vier Ligen Unterschied dann auch spielerische Lösungen gegen das Pressing haben und die freien Räume nutzen.“

Taten die Aalener auch. Und chippten den Ball oft hinter die aufgerückte Ofterdinger Defensive. Immer mal wieder winkte der Linienrichter die Aalener wegen Abseits zurück, manchmal aber auch nicht – und dann war’s meist eine Großchance. „Wir sind mit den Aalener Bogenläufen in die Tiefe nicht klargekommen und hatten eine schlechte Staffelung“, sagte TSV-Trainer Bauer.

Letztlich wäre es aber wohl mit jeder taktischen Ausrichtung schwierig geworden – den Klassenunterschied zwischen dem Dritt- und Landesligisten sah man einfach immer wieder. Laut Bauer vor allem in puncto Handlungsschnelligkeit: „Aalen hat viel schneller gedacht und Situation antizipiert. Sie waren uns immer zwei Gedankenschritte voraus.“ Folge: Zwischen der 30. und 34. Minute klingelte es drei weitere Male im Ofterdinger Kasten: Wegkamp traf nach einem Freistoß aus dem Halbraum (30.) und nach einem Pass in die Tiefe (32.), dann Luca Schnellbacher nach Flanke von rechts per Kopf (34.).

Aalen hatte weiter Lust zu kicken und schaltete nicht wirklich in den Verwaltungsmodus, was einige Fans vermutet hatten. Vier weitere Tore legte der aktuelle Tabellenvierte der 3. Liga nach: Cagatay Kader schob den Ball in die lange Ecke (60.), Marcel Bär traf per Foulelfmeter (62.), Mattia Trianni versenkte die Kugel von der Strafraumgrenze (80.) und Dejan Frzovic unterlief das zweiter Ofterdinger Eigentor des Tages (83.) – dieses Mal per Kopf nach einer Flanke von rechts. So erlebte Aalens Trainer Vollmann einen eher gemütlichen Nachmittag – meist sitzend, manchmal stehend mit den Händen in den Hosentaschen.

Groß niedergeschlagen waren aber auch die Ofterdinger nicht. „Die Jungs hatten heute einen tollen Tag“, sagte Bauer, „wichtig ist jetzt aber wieder die Liga.“

TSV Ofterdingen: Bock; Schwabe, Fidan, Dehner, Schlecht, Kaufmann (46. Frzovic), Schanz, Schmid, Traub (70. Barisic), Löffler (65. Vonthron), Schneider (77. Walker).

Von alleine gespielt
Von alleine gespielt
Von alleine gespielt

Spiel gegen Profis schon hinter sich

In den bisherigen Pflichtspielen dieser Saison hatte Ofterdingens Trainer Bernd Bauer immer mitgespielt – im Pokal gegen Aalen nicht. Am vergangenen Mittwoch hatte ser sich im Landesliga-Spiel gegen Holzgerlingen nämlich an den linken Adduktoren verletzt. Spätestens am Sonntag gegen die Young Boys Reutlingen will er wieder fit sein. Aber wohl auch bei völliger Fitness hätte er gegen Aalen nicht gespielt: „Das Spiel wollte ich den Jungs als Highlight geben und keinem die Chance auf einen Einsatz nehmen.“ Zumal Bauer ja schon mal ein Spiel gegen Profis hatte: 2007 als Spieler der TSG Balingen in einem Test gegen den amtierenden Deutschen Meister. Der hieß damals VfB Stuttgart, Bauers Gegenspieler Thomas Hitzlsperger.